Ich weiß nicht wie es bei dir aussieht, aber wenn ich koche ist der Haufen an Bioabfällen oft nicht viel kleiner als meine fertige Mahlzeit. Vor allem wenn ich für Gäste koche schneide ich schrumpelige Stellen sehr großzügig weg, schließlich möchte ich niemanden mit schlaffem Gemüse abschrecken. So landet vieles voreilig im Müll, was eigentlich noch genießbar wäre.
Doch seit ich mich mehr mit dem Thema Zero-Waste beschäftige, habe ich herausgefunden: Das muss nicht sein. Denn auch wenn du eine schrumpelige Karotte oder den Brokkoli-Strunk nicht bei deiner Dinner-Party verwenden willst, kannst du sie doch noch sehr gewinnbringend für andere Gerichte verwenden.
Auch vermeintliche Reste wie Avocadokerne, Bananenschalen oder Möhrenblätter kannst du auf erstaunlich vielfältige Weise weiterverwerten.
Wusstes du, dass sich die meisten Obst- und Gemüsesorten zu 100% als Lebensmittel weiterverarbeiten lassen?
Die Möglichkeiten sind grenzenlos
Als ich mich für die Recherche zu diesem Artikel in meinem Umfeld umgehört habe, war ich überwältigt von der Vielzahl an kreativen Ideen Bio-„Abfälle“ weiter zu verwerten. Egal ob zum Kochen, im Haushalt, für den Garten als Dünger oder zum Herstellen von Natur-Kosmetik – die Möglichkeiten sind schier grenzenlos.
Anmerkung: Bei den folgenden Tipps solltest du darauf achten, auf Bio-Lebensmittel zurückzugreifen, vor allem wenn du Schalen oder Blätter verarbeiten möchtest. Sie sind deutlich weniger mit Pestiziden belastet.
1. Gemüse-, Fleisch- und Fischreste verwerten
Anstatt alle Gemüsereste in die Biotonne zu werfen kannst du sie stattdessen in einem Gemüsefond verwerten. Wenn du öfter nur kleinere Mengen an Bioresten produzierst kannst du sie auch einfach einfrieren bis sich die Herstellung eines Gemüsefonds lohnt. Das Gleiche gilt auch für Fleisch- und Fischreste.
Welches Gemüse eignet sich zur Herstellung von Gemüsefond? Das gleiche Gemüse, das du auch als Ganzes in den Fond geben würdest. Also z. B. Stiele und Schalen von Karotten oder Lauch, Schale und Stielansatz von Zwiebeln, alle Überreste von Sellerie oder Kohlrabi, Knoblauchschale- und Überreste, Kräuterreste, etc. Wenn du Fleisch- oder Fischreste hast, kannst du diese vorher zusammen mit den Zwiebeln etwas anrösten. Das gibt zusätzlich Aroma.
Hier geht’s zum Rezept für eine Basic-Gemüsebrühe. Die Zutatenliste kannst du beliebig durch deine Bioreste anreichern oder ersetzen.
2. Käserinde als Gewürz
Die Rinde von natürlich gereiftem Käse wie Allgäuer Emmentaler oder Parmesan kann gerieben und weiterverarbeitet werden. Das würzige Aroma eignet sich hervorragende zum Verfeinern von Soßen, Suppen, Eintöpfen wie Pasta e Fagioli oder diesen Brokkoli-Parmesan-Bratlingen.
Dafür nicht geeignet ist allerdings Käse mit künstlicher Schicht (Wachs, Paraffin oder Kunstsoff) oder Käse, der den Konservierungsstoff Natamycin enthält. Bei Bio-Käse bist du hier aber auf der sicheren Seite: Dieser darf kein Natamycin enthalten.
3. Brokkoli- und Blumenkohl-Strunk
Den Strunk von Brokkoli und Blumenkohl kannst du bedenkenlos mitessen. Einfach schälen, die holzigen Stellen wegschneiden und gewürfelt weiterverarbeiten. Bei vielen Gerichten wie dieser veganen Brokkoli-Mandel-Cremesuppe fällt das auch optisch nicht weiter auf.
4. Kartoffelschalen
Kartoffelschalen lassen sich ganz einfach zu köstlichen Kartoffelchips verwandeln. Einfach die gewaschenen Schalen mit Olivenöl und Gewürzen (z. B. Paprika-, Chili- oder Currypulver) vermischen und auf einem Backblech ausbreiten. Dann bei 200 Grad im Backofen für ca. 10 Minuten kross backen. Tadaa!
5. Zitronen- und Orangenschalen
Die Schale von Zitronen und Orangen enthält ein feines Aroma und kann bei richtigem Einsatz deine Gerichte auf eine höhere Stufe heben. Ein Beispiel hierfür ist eines meiner absoluten Pasta-Favoriten: Cremige Rosenkohl Fettuccine mit Sardellen und geriebener Zitronenschale.
Orangenschale eignet sich besonders gut für Süßspeisen, wie dieses selbstgemachte Schokoladen-Pudding-Pulver beweist. Achte beim Einkauf unbedingt darauf, dass die Schale zum Verzehr geeignet ist. Auf Nummer sicher gehst du auch hier mit Ware in Bio-Qualität.
Extra-Tipp: Der Geschmack der Zitrus-Schalen ist nicht so dein Ding? Dann lege die Schalen einfach auf deine Heizung. Damit verbreitest du einen angenehmen Frische-Duft in deiner Wohnung.
6. Kaffeesatz
Beim vermeintlichen Abfallprodukt Kaffeesatz handelt es sich um ein wahres Wundermittel mit vielfältigen Einsatzmöglichkeiten. Durch den hohen Koffeingehalt kannst du ihn zur Herstellung von Naturkosmetik (z. B. Peeling) oder zur Abwehr von Schnecken in deinem Garten verwenden. Für viele Pflanzenarten eignet er sich als Dünger und durch seine antibakterielle Wirkung kann er sogar als Abflussreiniger eingesetzt werden.
7. Avocadokerne
Aus den Kernen der Avocado kannst du wunderschöne neue Pflanzen sprießen lassen. Außerdem eignen sich die gemahlenen Kerne zur Herstellung einer natürlichen Haarkur, die dein Haar elastischer macht und es wunderbar zum Glänzen bringt.
Du hast alte (ehemals) weiße T-Shirts, die aber noch zu gut für die Mülltonne sind? Dann gib ihnen einen neuen Anstrich und färbe sie auf natürliche Weise mit Avocadokernen rosa. Dazu musst du nur einige Kerne zerkleinern und sie mit etwas Wasser 1 Stunde zu einem Farb-Sud einkochen. Diesen gibst du dann mitsamt den Shirts und etwas mehr heißem Wasser in eine Wanne und lässt die Farbe etwa 6 Stunden einziehen.
8. Grün von Radieschen, Möhren, Kohlrabi und Fenchel
In den Blättern von manch einem Gemüse steckt viel Aroma, dass zu schade zum weg werfen ist: Möhrengrün ist zum Beispiel ein toller Petersilienersatz oder Pesto, Radieschenblätter lassen sich zu einem leckeren Pesto verarbeiten, gefüllte Kohlrabiblätter geben ein leckeres Hauptgericht und Fenchelgrün eignet sich super zum Garnieren.
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9. Bananenschalen
Der Bananenschale werden viele nützliche Eigenschaften nachgesagt, die teils kontrovers diskutiert werden. Als sicher gilt die Wirksamkeit im Garten: Du kannst die Schalen z. B. zu einem Sud einkochen und als Pflanzendünger verwenden oder mit den Schalen die Blätter deiner Zimmerpflanzen reinigen. Blattläuse werden durch klein geschnittene Bananenschalen, die um die betroffene Pflanze gestreut werden vertrieben.
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