Wer kennt es nicht: Beim Joghurt, den ich mir vor einer Woche gekauft habe, ist das Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten. Jetzt frage ich mich:
Kann ich den Joghurt noch essen? Oder sollte er besser im Müll verschwinden? Drohen mir sogar gesundheitliche Schäden, wenn ich ihn jetzt noch verzehre?
Nach Recherche bei der Verbraucherzentrale kam ich schnell zu einem recht eindeutigen Ergebnis:
Wenn das Produkt noch ungeöffnet ist und richtig gelagert wurde, ist der Verzehr oft auch nach Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatum noch bedenkenlos möglich.
Was bedeutet MHD?
Das Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) ist also nur der Zeitpunkt, bis zu dem der Hersteller garantiert, dass der Verbraucher keine Qualitätseinbußen in Kauf nehmen muss. Um auf Nummer sicher zu gehen, geben viele Hersteller eine kurze Mindesthaltbarkeit an, obwohl das Lebensmittel im Normalfall länger genießbar ist.
Das gilt im Übrigen nicht nur für Joghurt, sondern auch für viele weitere Lebensmittel, für die ein MHD angegeben wird. 2018 und 2020 hat Greenpeace in zwei Experimenten überprüft, wie lange alltägliche Lebensmittel nach Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums noch essbar sind. Die Ergebnisse dürften selbst die ein oder andere hartgesottene Food-Saferin überraschen:
Der Sesam-Dip war immerhin 14 Tage nach Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatum noch essbar
Eingeschweißter Hartkäse am Stück: 56 Tage nach Ablauf des MHD
Verpackte Salami (auch die vegane Variante): 85 Tage nach Ablauf des MHD
Soja-Jogurt: 152 Tage nach Ablauf des MHD
Der Überraschungssieger war Joghurt: Dieser war verschlossen 270 Tage nach Ablauf des MHD noch genießbar.
Konserven, Eingemachtes oder trockene Lebensmittel wie Nudeln und Reis sind bei richtiger Lagerung meist noch Jahre nach Ablauf der Mindesthaltbarkeit essbar.
Wie die jeweiligen Lebensmittel gelagert werden sollten, kannst du auf der Verpackung des Produkts nachlesen.
Nach dem Öffnen der Verpackung verliert das Mindesthaltbarkeitsdatum allerdings seine Gültigkeit und der Hersteller muss die Qualität nicht mehr gewährleisten. Ob das Lebensmittel dann noch essbar ist, musst du selbst feststellen.
Wie erkenne ich, ob ein Lebensmittel noch essbar ist?
Um herauszufinden, ob das geöffnete Produkt noch gut ist, verlasse ich mich voll und ganz auf meine Sinne – Sehen, Riechen und Schmecken. Sind Anzeichen von Schimmel zu erkennen? Riecht das Lebensmittel ungewöhnlich oder schlecht?
Hat das Lebensmittel die ersten zwei Tests bestanden, probiere ich vorsichtig ein klein wenig davon. Wenn es säuerlich schmeckt, oder auf der Zunge prickelt muss es leider in den Müll. Ansonsten kann es noch gegessen werden.
Achtung: Wo du besonders aufpassen musst
Aufpassen solltest du hingegen bei Fleisch, Fisch und bei Milchprodukten, die nicht sauer und pasteurisiert sind: Trinkmilch, Mozzarella und Quark sind durch ihren niedrigen Säuregehalt nicht so geschützt wie Joghurt. Der Verzehr kann nach Ablauf des MHD schädlich sein, obwohl keine offensichtlichen Verderblichkeitsspuren am Produkt sichtbar sind.
Ebenfalls Vorsicht geboten ist bei abgepacktem Brot. Hier kann es sein, dass sich der Schimmel bereits im Brot ausgebreitet hat, ohne dass er außen sichtbar wird.
Der Unterschied zwischen MHD und „zu verbrauchen bis“
Für besonders schnell verderbliche und empfindliche Lebensmittel wie Hackfleisch oder Fischerzeugnisse ist ein Verbrauchsdatum vorgeschrieben. Durch Keime entsteht nach Ablauf des Verbrauchsdatums ein erhebliches Gesundheitsrisiko. Diese Lebensmittel solltest du dann nicht mehr essen.
Kann Honig schlecht werden?
Um sicher zu gehen, geben die Hersteller bei Honig eine MHD von 2 Jahren an. Theoretisch ist er jedoch ewig haltbar. Schlecht werden kann er aber trotzdem, wenn er z. B. durch ein schmutziges Buttermesser „verunreinigt“ wird. Deswegen solltest du immer darauf achten nur mit einem sauberen Messer ins Honigglas zu gehen.
Lebensmittel ohne MHD
Laut Verbraucherzentrale ist z. B. bei frischem Obst und Gemüse, Wein, Getränken mit einem Alkoholgehalt von 10 oder mehr Volumenprozent, Kaugummi, Zucker, Speisesalz oder Essig kein MHD vorgeschrieben. Während du bei frischem Obst oder Gemüse selbst die Genießbarkeit überprüfen musst, gelten die restlichen Lebensmittel als unverderblich.
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Titelbild: SevenCooks