Ich liebe den Sommer. Vor allem die verführerisch-lauen Abende, an denen man die Sonne bis zum letzten Strahl auskosten möchte. Dann treibt es mich nach der Arbeit nach draußen. In den Park gegenüber oder den nächsten Biergarten, der auch nur einen Steinwurf entfernt ist. Was Biergärten angeht, bin ich als (Neu-) Münchner ziemlich verwöhnt. Hier gibt es an jeder Ecke einen. Immerhin wurden sie in Bayern erfunden – soweit ich weiß.
Und manchmal lassen sich sogar zwei der schönsten Dinge miteinander verbinden: Das Leben unter freiem Himmel genießen – und essen. Denn wem würde es einfallen, sich zum Essen in die Wohnung zurückzuziehen und das herrliche Wetter auszusperren?
Deshalb versuche ich so oft wie möglich rauszugehen. Zugegeben: Manchmal nur auf den Balkon. Aber gerne auch ein paar Meter weiter. Nur, während ich auf dem Balkon die freie Menüauswahl habe – schließlich ist die Küche nur wenige Schritte entfernt – bin ich draußen etwas eingeschränkter.
Ich habe die Möglichkeit, entweder das gastronomische Angebot der Biergärten zu nutzen – und wer schon mal in München war, weiß, dass hier nicht nur die Brezen stark gesalzen sind, sondern auch die Preise – oder mein eigenes Essen mitzubringen.
Im Park geht das ohnehin, aber dank der bayerischen Biergartenverordnung eben auch in Biergärten. Diese Verordnung von 1812 besagt nämlich unter anderem, dass man in Biergärten sein eigenes Essen mitbringen darf. Und: Nein, ich habe dieses Dokument nicht erfunden, um Geld zu sparen.
In der Praxis sieht es wie immer ein bisschen anders aus: Ob man tatsächlich sein eigenes Essen mitbringen darf, hängt von der Bewirtung und nicht zuletzt dem Wirt ab. Viele richten sich nach der Faustregel: Besitzt ein Biergarten einen Selbstbedienungsbereich, dürfen dort mitgebrachte Speisen verzehrt werden. Auch wenn das in den meisten Biergärten noch so gehandhabt wird, hat am Ende der Wirt das Sagen.
Aber ich schweife ab … Zurück zum Essen. Wer im Biergarten sitzt, den überkommt fast automatisch die Lust auf klassisch-bayerische Brotzeit-Gerichte. Zumindest geht es mir so. Ein Glück, dass sich diese Schmankerl recht einfach zuhause vorbereiten und gut transportieren lassen. So steht einem deftigen Sommerdinner unter freiem Himmel nichts mehr im Weg.
Ich habe dir meine Lieblings-Biergarten-Rezepte zusammengesucht. Und falls du keinen Biergarten zur Hand hast: Die schmecken auch an deinem Lieblingssee, im nächsten Park oder auf der Terrasse.
Meine liebsten Biergarten-Rezepte
Obazda – der deftige bayerische Aufstrich-Klassiker
Beginnen wir mit dem Klassiker schlechthin, den jeder Oktoberfestbesucher kennt – und von dem keiner weiß, wie man ihn schreibt. Soweit ich weiß, ist die traditionelle Schreibweise, genau jene, welche die Foodblogger von Eat This in ihrem leckeren Rezept verwenden.
Rezept-Tipp: Obazda
Unsere vegane Alternative: Obazda auf Kichererbsen-Basis. Foto: Maria Brinkop
Nicht nur auf einer frischen Brezel ein Genuss! Und den selbst zu machen lohnt sich. Denn – an dieser Stelle kann ich mir einen Seitenhieb an so manchen Biergartenwirt nicht verkneifen – was in einigen Münchner Biergärten für eine Portion Obazda aufgerufen wird, ist nicht von schlechten Eltern.
Also: Lieber selbermachen, dann weißt du auch, was drinsteckt.
Wurst für Veganer und Vegetarier
Ich wette, du findest keinen bewirteten (!) Biergarten, auf dessen Speisekarte dieses Gericht fehlt: Wurstsalat. Doch auch wer Tierprodukte ganz oder teilweise vom Speiseplan gestrichen hat, muss nicht darauf verzichten. (Und: Ja, es gibt viele Menschen, die die Konsistenz von Fleisch mögen, aber sich tierfrei ernähren möchten und das ist vollkommen in Ordnung, denn für eine vegetarische oder vegane Ernährung gibt es die unterschiedlichsten Gründe und die meisten davon sind komplexer und besser als: „Fleisch schmeckt mir nicht.“)
Rezept-Tipp: Allen Menschen mit einem ähnlichen Verlangen kann ich die Brotzeitwurst à la Lyoner empfehlen.
Unsere fleischlose Lyoner verspricht einen saftigen Genuss. Foto: Melanie Zanin
Die fleischlose Alternative zum Schnitzelsemmel
Liegt gut in der Hand: die belegte Semmel. Als Pendant zum Schnitzel bietet sich eine kräftig angebratene Scheibe Räuchertofu an. Die steht dem Tierprodukt in Sachen Protein in den meisten Fällen in nichts nach und hat auch sonst ihre Vorzüge. Zumindest wenn man beim Tofu-Kauf auf gute Qualität achtet (Bio!).
Rezept-Tipp: Bayrische Tofusemmel
Als tierfreundliche Variante zur Schnitzelsemmel ist unsere bayrische Tofusemmel sehr zu empfehlen. Foto: Lang
Von wegen Resterampe: Bayerischer Knödelsalat
Knödel schmecken nicht nur mit kräfitger Soße, sondern machen sich auch wunderbar im Salat. Dieses schnelle Rezept ist die perfekte Resteverwertung für die Überbleibsel vom Vortag. Essiggurken, Radieschen und Schnittlauch verleihen ihnen eine leichte Frische. Genau das Richtige für wärmere Tage.
Rezept-Tipp: Bayerischer Knödelsalat
Veganer Fleischsalat - Der Streitbare
Darf ein Gericht das Wort "Fleisch" im Namen tragen, wenn es diese Zutat gar nicht enthält? Darüber lässt sich trefflich streiten. Warum auch nicht? Eine charmant-schroffe Diskussionskultur hat schließlich schon immer zur Biergartenphilosophie gehört. Ich sage: Erlaubt ist, was schmeckt! Überzeuge deinen Nebensitzer auf der Bierbank mit einer Kostprobe von deinem mitgebrachten Fleischsalat. Wie ihr das Gericht am Ende nennt, dürft ihr dann selber entscheiden.
Rezept-Tipp: veganer Fleischsalat
Brezensalat in hundert Variationen
Gibt es ein bayerischeres Gebäck als die Brezen? Ich bezweifle es. Das Schöne: Man bekommt sie zwar bei jedem Bäcker - aber nimmt ihr das ihre Besonderheit? Nein. Denn jeder hat sein eigenes Rezept. Und jeder Brezenliebhaber schwört auf die Rezeptur seiner Stammbäckerei. So gibt es auch für unseren Brezensalat hunderte Variationen, je nachdem, woher du deine Zutaten beziehst. Probiere dich durch!
Rezept-Tipp: Brezensalat
Radi at its best: Rettich-Karotten-Salat
Mmmmh! Würziger Käse trifft auf frisches Gemüse. Das urbayerischste Bodengewächs, der Rettich, auch liebevoll "Radi" genannt, verleiht dem Gericht eine wohlige Schärfe. Die Karotten sorgen ihrerseits für einen leicht süßlichen Twist. Ein perfekter Begleiter für allerlei deftige Leckerbissen, aber auch solo ein Genuss!
Rezept-Tipp: Rettich-Karotten-Salat mit Käse
Eiersalat ohne Ei
Ja, auf den ersten Blick ist es eine echte Herausforderung, auf manche Tierprodukte zu verzichten: Zutaten wie Eier oder Sahne geben den Gerichten ihre typische Konsistenz. Diese nachzuahmen, fällt den meisten Einsteigern schwer. Dass Vegetarier und Veganer nur staubtrockene Gerichte essen können und auf cremige Speisen verzichten müssen, ist aber alles andere als wahr, wie dir die Artikel meiner Kolleginnen zeigen.
Lesetipps:
Auch der cremige (F)Eiersalat bleibt dir nicht verwehrt, wenn du dich pflanzlich ernährst. Zwar kein klassisches Biergartengericht, aber meiner Meinung nach ein richtiger Genuss im Freien!
Rezept-Tipp: Feiersalat
Dieser Feiersalat passt nicht nur im Biergarten, sondern auch beim Grillen. Foto: Melanie Zanin
Selber backen: Seelen, Brötchen und Baguette
Egal ob als Beilage zum Salat oder als „Unterlage“ für den Obazda: Brot und Brötchen gehören für mich zum Biergarten-Menü dazu. Selber backen ist zwar manchmal etwas aufwändiger, lohnt sich aber. Nicht nur dass man kaum an frischeres Gebäck kommt (und wem läuft bei duftenden, warmen Brötchen nicht das Wasser im Mund zusammen?), man weiß auch zu hundert Prozent, was drinsteckt.
Rezept-Tipps:
Cashew-Hafergriller mit Kichererbesen
Wie Käsegriller – nur in gesund – so überzeugen diese Cashew-Hafergriller. Foto: Melanie Zanin
Selbstgebackene (Dinkel-) Brötchen sind doch einfach ein Traum. Foto: Jörg Rynio und Wolfgang Schardt
Mit nur wenigen Zutaten lassen sich diese knusprig-leckeren Seelen zubereiten. Foto: SevenCooks
Noch mehr Rezeptideen für draußen
Diese und einige weitere Rezepte findest du auch auf einen Blick in der Rezeptsammlung – Für die Biergartensaison. Oder hast du jetzt vielleicht Appetit auf die süddeutsche Küche bekommen? Dann wirf unbedingt einen Blick in die Rezeptsammlung – Bayrische Schmankerl. Die sind zwar nicht alle zum Mitnehmen, aber sehr lecker!
Ich hoffe, du kannst meinen Lieblingsrezepten für den Biergarten etwas abgewinnen – auch wenn du sie an anderen Orten essen solltest. Ich bin jetzt erst mal draußen!
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Titelbild: RitaE (Pixabay)