Bereits mit 21 Jahren betrieb der Ernährungsberater und Personaltrainer Benedikt Pilsl sein erstes Fitnessstudio. Mittlerweile sind es drei Studios in denen der nun 29-jährige Benedikt neben dem Personal Training auch Ernährungsberatungen für Hobby- und Profisportler durchführt. Dafür hat er auch ein spezielles Kochbuch geschrieben.
Es gibt den Satz: Was den Einen nährt, mach den anderen krank. Ist da etwas dran?
Es ist definitiv etwas dran, aber eine Pauschalaussage. Gerade in Sachen Ernährung sind aber Pauschalaussagen immer ganz kritisch zu hinterfragen. Daher sollte man bei solchen Punkten immer auf einen speziellen Fall runterbrechen. Es gibt Leute, die ernähren sich hauptsächlich von Weizen und wenn man Zöliakie hat, also eine Glutenunverträglichkeit, dann ist das schädlich für den Körper und macht einen nicht nur krank, theoretisch kann man daran dann auch sterben. Also um auf die Frage zurück zu kommen, es ist etwas dran, man muss es aber in Relation setzen.
Das Wort "Stoffwechsel" kommt in den Medien immer häufiger vor, doch was steckt eigentlich hinter dem Wort?
Stoffwechsel bezeichnet grob gesagt alle biochemischen Vorgänge, die innerhalb der Zellen ablaufen. Die Stoffe, die etwa durch die Nahrung in den Körper gelangen, werden dort verarbeitet und an ihren Bestimmungsort transportiert. Dazu ist aber zu sagen, dass es nicht den einen Stoffwechsel gibt. Es gibt den Gesamtstoffwechsel, einen für die Vitamine, einen für die Kohlenhydrate und die Fette und so weiter.
Hat jeder Mensch den gleichen Stoffwechsel?
Grundlegend ist, sofern du gesund auf die Welt kommst, haben alle Menschen die gleiche Art von Stoffwechsel. Was sich aber unterscheidet ist die Effizienz des Stoffwechsels. Es kann sein, dass jemand etwa bestimmte Kohlenhydrate schlechter oder langsamer verstoffwechselt als jemand anders. Es gibt ja Leute die sagen, ich kann essen was ich will und nehme nicht zu. Und das krasse Gegenbeispiel sind Leute die sagen, ich muss nur an Schokolade denken und hab schon ein Kilo drauf. Das ist nicht nur so daher gesagt, da ist wirklich etwas dran.
Welche Stoffwechseltypen gibt es?
Es gibt zwei Ansätze, wie das meist aufgezeigt wird. Die erste Variante ist nach Körpertypen. Es gibt die Typen mesomorph, endomorph und ektomorph. Der Ektomorphe-Typ ist schlaksig und dünn, kann viel essen und nimmt nicht gleich zu. Der Endomorphe-Typ nimmt sehr schnell an Körperfett zu und das auch von verhältnismäßig wenig Essen und eben den Mitteltypen mesomorph. Der nimmt mäßig zu, kann aber ganz gut Muskeln aufbauen. Ein anderer Ansatz, von dem ich auch etwas halte, ist, dass es einen Stoffwechseltyp gibt, der hauptsächlichen Kohlenhydrate essen sollte und einen Typ, der hauptsächlich Fette und Eiweiß essen sollte und eine Mischform. Man muss aber aufpassen, denn in der Ernährung versucht man den Menschen alles so einfach wie möglich beizubringen und daher werden immer diese Typen aufgezeigt, in Wirklichkeit gibt es aber immer Mischformen, da niemand perfekt auf eine Form zutrifft.
Wie kommt man zu seinem Stoffwechseltyp? Hängt das von den Genen ab?
Ja. Prinzipiell lässt sich sagen, 50 Prozent ist immer die Genetik und die anderen 50 Prozent kannst du selbst beeinflussen, sei es durch Sport oder deine Ernährungsweise oder dein Stresslevel im Alltag.
Bedeutet das, der Lebensstil beeinflusst den Stoffwechsel?
Definitiv. Alles hat Einfluss auf deine Hormone und damit auch auf deinen Stoffwechsel. Selbst der Schlafrhythmus, denn Schlafentzug ist einer der größten Stressfaktoren für den Körper. Wenn man es pauschal sagen möchte, dann sollte jeder mindestens 6 Stunden am Tag schlafen. Denn das Stresshormon Cortisol, dass einen großen und negativen Einfluss auf den Stoffwechsel hat, wird ausgeschüttet, wenn wir weniger schlafen. Dadurch nimmst du beispielsweise schlechter ab und leichter zu. Ein weiterer wichtiger Punkt ist Trinken. Die meisten Menschen trinken zu wenig und ohne ausreichende Flüssigkeit funktioniert der Stoffwechsel nicht richtig. Eine Faustformel ist, pro Kilogramm Körpergewicht sollte man 30 Milliliter am Tag trinken. Wenn man Sport macht, dann natürlich auch mehr. Hört sich zunächst viel an, aber was man nicht unterschätzen darf ist Obst und Gemüse, da kann man schnell mal einen Liter einsparen, etwa wenn du eine Wassermelone isst, die ja fast ausschließlich aus Wasser besteht.
Wie beeinflusse ich meinen Stoffwechsel negativ?
Verarbeitete Lebensmittel und Einfachzucker sind für den Körper und den Stoffwechsel schädlich. Man muss sich immer vor Augen halten, dass unser Stoffwechsel genetisch ist. Nun geben wir dem Körper Essen, wie zum Beispiel Gummibärchen, mit denen er nichts anfangen kann und die der Stoffwechsel auch nicht richtig verarbeiten kann. So sorgen wir dafür, dass der Stoffwechselprozess nicht mehr richtig läuft. Durch die künstlich hergestellten Lebensmittel gibt es immer mehr Unverträglichkeiten und auch Volkskrankheiten. Diese stehen in direktem Zusammenhang mit unserer Ernährung.
Kann man seinen Stoffwechsel boosten?
Ja das geht. Also zum einen ist das Trinkverhalten wichtig. Aber nicht nur die richtige Menge ist entscheidend, sondern auch wann du trinkst. Eine Stunde vor und nach dem Essen solltest du nicht trinken, denn das hemmt die Verdauung und dadurch auch den Stoffwechsel. Das hat schon einen großen Einfluss und es ist möglich, allein dadurch schon abzunehmen. Dann funktioniert auch scharfes Essen. Darin ist der Wirkstoff Capsaicin, der den Stoffwechsel anregt, da sieht man ja auch gleich durch das Schwitzen, dass im Körper was passiert.
In der Werbung werden auch immer wieder Booster angeboten, die den Stoffwechsel ankurbeln und auch dadurch beim Abnehmen helfen sollen. Was hältst du davon und stimmt das?
Stellenweise funktioniert das definitiv. Viele dieser Tabletten arbeiten mit der Thermogenese, ähnlich wie beim scharfen Essen, und sollen damit den Stoffwechsel ankurbeln. Daher ist in vielen Präparaten auch schwarzes Pfefferextrakt drin. Sowas ist aber nur in Maßen zu empfehlen und nicht als Dauerbrenner. Dann gibt es aber auch noch die sekundären Pflanzenstoffe, wie etwa weißes Bohnenextrakt, die verbessern die Kohlenhydrataufnahme und zügeln gleichzeitig deinen Hunger. Beliebt ist dabei etwa auch das Himbeerextrakt, das oftmals verwendet wird.
Wie finde ich heraus, was ich für ein Stoffwechseltyp bin?
Dafür gibt es extra Gentests, die man machen kann. Dazu wird der Speichel eingeschickt und geprüft, was du besser verträgst. Ich weiß aber nicht, ob das so einfach zu bestimmen ist.
Gibt es auch noch eine andere Variante?
Ja die gibt es. Der Körper spricht immer mit einem. Du nimmst Milchprodukte zu dir und du bekommst anschließend Bauschmerzen und einen Blähbauch. Wenn das bei anderen stark eiweißhaltigen Lebensmitteln auch so ist, dann würde ich der Person raten, weniger Eiweiß zu essen. Wenn jemand viele Kohlenhydrate isst und danach extremen Heißhunger bekommt, dem würde ich dann nicht empfehlen eine kohlenhydratreiche Ernährung zu bevorzugen. Wenn jetzt der Test aber sagt, ich sollte nicht so viel Kohlenhydrate essen, ich merke aber, dass ich ohne Kohlenhydrate schlecht drauf und gereizt bin, dann würde ich darauf auch nicht verzichten. Fazit: Auf das eigene Körpergefühl hören.
Wenn ich jetzt ein Kohlenhydrat-Typ bin, sollte ich dann Eiweiß und Fette meiden?
Ganz verzichten darf man auf Fette oder Eiweiß nicht, denn hart gesagt, dann stirbst du. Was du aber kannst, ist auf Kohlenhydrate zu verzichten. Das geht. Der Körper kann sich hormonell ändern und die Energie aus dem Fett nehmen. Diese Änderung nennt man, dass der Körper in die Ketose geht und ist etwa bei einer ketogenen Diät das Ziel. 140 Gramm Glucose braucht der Körper täglich und wenn er die nicht in Form von Kohlenhydraten bekommt, dann holt er sich die woanders her, wie zum Beispiel aus dem Fett. Und das passiert dann wiederrum durch Stoffwechsel.
Provokant gefragt. Ist es überhaupt wichtig seinen Stoffwechseltypen zu kennen?
Das ist eine Frage, die sich jeder selbst stellen muss. Möchte ich mich überhaupt mit der Thematik auseinandersetzen? Heißt, gezielt essen sollte jeder, aber muss ich dafür wissen welcher Stoffwechseltyp ich bin? Das solltest du nur in Betracht ziehen, wenn du selbst durch gutes Essen und einer Ernährungsumstellung noch Problematiken mit Übergewicht und anderen Symptomen hast, wie zum Beispiel Hautausschläge, dann könnte es auch am Stoffwechsel liegen.
Lesetipp: Habe ich dich mit dem Interview neugierig gemacht? Dann schau doch Mal bei dem Artikel von uns – Was bedeutet eigentlich Stoffwechsel? – vorbei. Dort erfährst du weitere Hintergrundinfos rund um das Thema.
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Titelbild: SevenCooks