Inhaltsverzeichnis:
Die Avocado hat einen hohen Wasserverbrauch
Avocados sorgen für Wassermangel
Avocados sorgen für die Abholzung des Regenwaldes
Die Avocados haben einen langen Transportweg
Fazit zur Avocado
Als Ersatz für Butter und Eier, als leckeres Topping auf Bagels oder in Salaten und Bowls: Die Avocado ist vielseitig einsetzbar und wird immer beliebter. In den vergangenen Jahren hat sich der Konsum fast vervierfacht, wie das statistische Bundesamt bekannt gibt. So ist Deutschland heute mit rund 70.000 Tonnen einer der größten Importeure der Avocado.
Während die einen die Vorzüge der Beere (ja, botanisch gesehen ist die Avocado eine Beere) anpreisen, weil sie viele Vitamine, Nährstoffe und Mineralstoffe hat, verteufeln sie andere wiederum, weil sie umweltschädlich ist. Deutsche Zeitungen betitelten den Boom der Avocado bereits als „Avocalypse“.
Zu viel Wasserverbrauch, lange Transportwege, Abholzung von Urwäldern und Monokulturen: Das sind die Argumente, die gegen die Avocado vorgebracht werden. Doch ist die Avocado wirklich so schlecht, wie es ihr Kritiker nachsagen? Ich sage dir, was an den Vorwürfen dran ist.
Die Avocado hat einen hohen Wasserverbrauch
Dieses Argument ist wohl das häufigste, das im Bezug auf Avocados vorgebracht wird. Und ja, auch ich habe früher den Zahlen blind vertraut, ohne sie zu hinterfragen.
1000 Liter Wasser wird für ein Kilo Avocado verbraucht, bis es in den Supermarktregalen landet. 1000 Liter für gerade einmal zwei bis drei Stück. Eine unvorstellbare Zahl. Und ja, so einzeln betrachtet ist die Zahl extrem hoch, doch ohne einen Vergleich nicht aussagekräftig.
Was glaubst du, wieviel Wasser ein Kilo Äpfel braucht? Wahrscheinlich denkst du dir, nur einen Bruchteil. Stimmt‘s? Aber da liegst du weit daneben. Denn selbst ein Kilo Äpfel benötigt 700 Liter. Spargel bereits mehr als das Doppelte (1470) und Fleisch mehr als 4000 Liter.
Wahnwitzige 15490 Liter braucht es, um ein Kilo Rindfleisch herzustellen.
Darüber machen sich wohl die wenigsten Gedanken.
Klar, ein Kilo Tomaten ist mit 110 Liter Wasser deutlich sparsamer und Karotten (130), Kartoffeln (210) und Salat (240) benötigen auch nur einen Bruchteil im Vergleich zur Avocado. Doch im Gesamtgefüge hat die Avocado ihren schlechten Ruf in dieser Hinsicht zu Unrecht.
Avocados sorgen für Wassermangel
Auch wenn wir jetzt wissen, dass die Avocado im Vergleich zu anderen Lebensmitteln keinen übermäßig hohen Wasserverbraucht hat, kann man sie nicht so einfach „freisprechen“. In vielen Anbaugebieten in Südamerika wie Mexiko, Chile oder Peru – wo die meisten Avocados angepflanzt werden – hat sie große Auswirkungen auf das Leben der Bevölkerung.
Durch hohe Gewinnspannen und einen immer größeren Bedarf wächst die Anbaufläche kontinuierlich an. Das benötigte Wasser wird dabei immer wieder illegal aus Flüssen abgeleitet, was zu Wasserknappheit führt, wie etwa in der Provinz Petorca in Chile. Dort werden Tanklastzüge mit Wasser eingesetzt, um die Bevölkerung zu versorgen. Pestizide und Pflanzenschutzmittel belasten zusätzlich das Grundwasser.
Avocados sorgen für die Abholzung des Regenwaldes
Um der gestiegenen Nachfrage an Avocados gerecht zu werden, ist in den vergangenen Jahren auch die Anbaufläche kontinuierlich gewachsen. Nach Angaben der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) in den vergangenen zehn Jahren weltweit von 381.000 auf 564.000 Hektar.
Was einem durchschnittlichen Anstieg von 18300 Hektar pro Jahr entspricht, oder anders ausgedrückt: 25630 Fußballfeldern.
Wie viel Fläche des Regenwaldes dabei abgeholzt wird, lässt sich nicht gesichert sagen. Aber alleine im größten Anbauland Mexiko sollen es nach Schätzungen von Umweltorganisationen 4000 Hektar pro Jahr sein.
Eine Fläche, die sich zwar groß anhört, aber im Vergleich zu Soja nichts ist. Soja – das zu 98 Prozent für die Tierfuttermittel- und Öl-Herstellung verwendet wird – auf einer Fläche von 120 Millionen Hektar angebaut. Dabei wurde in den vergangenen zehn Jahren im Schnitt rund eine Million Hektar Regenwald alleine in Brasilien abgeholzt.
Die Avocados haben einen langen Transportweg
Ein Großteil der Avocados werden in Südamerika wie Brasilien, Peru, Chile aber auch Mexiko und Südafrika angebaut. Die Transportwege nach Deutschland sind daher extrem weit. Doch auch der Anbau in Spanien, Israel und selbst den Niederlanden wird immer größer, spielt aber für den deutschen Markt bislang nur eine untergeordnete Rolle, da die Avocados, die wir hier im Supermarkt kaufen, hauptsächlich aus Peru und Chile stammen.
Der Anbau, Transport und Lagerung eines Kilos Avocados stößt nach dem Bundesministerium für Umwelt 846 Gramm CO2 aus und liegt fast doppelt so hoch wie bei Bananen, die auf 480 g kommen.
Damit liegt die Avocado auf einem Level mit einem Liter Bier (900 g) und weiter unter Zuchtlachs (11,9 Kilo), Butter (23,8) und Lamm mit 39,2 Kilogramm CO2.
Dass die Avocado einen vergleichsweise niedrigen CO2-Wert hat, liegt daran, dass sie trotz Kühlboxen, nicht mit dem Flugzeug nach Europa gelangen, sondern mit dem Schiff und dadurch auch einen geringeren Ausstoß haben, als etwa Orangen aus Spanien, die bei rund einem Kilogramm liegen.
Vergleich: 100 Kilometer mit einem Auto zu fahren (Benzin) produziert im Durchschnitt 27 Kilogramm CO2 und damit 30x mehr CO2 als ein Kilo Avocados.
Fazit zur Avocado:
Schaust du auf den ökologischen Fußabdruck, dann solltest du statt zu einer Avocado lieber zu heimischem Obst und Gemüse greifen. So verhinderst du lange Transportwege, die viel CO2 ausstoßen und gehst sicher, dass der Wasserverbrauch nicht zu Trinkwasserknappheit in der Bevölkerung führt.
Doch es lässt sich klar sagen, dass ab und zu eine Avocado zu essen, nicht so schlimm ist, wie es die weitläufige Meinung sagt. Selbst heimische Lebensmittel und vor allem Tierprodukte weisen eine deutlich schlechtere Bilanz auf. Heißt, jeder der davon abrät Avocados zu essen, der sollte auch vor dem Verzehr von einem Butterbrot abraten.
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Titelbild: SevenCooks