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Seltener Krebs, seltener Übergewicht: Die Vorteile veganer Ernährung

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von SimonCooks

13.5.2019

Vegane Ernährung wird immer beliebter – und gleichzeitig von vielen kritisch beurteilt. Dabei zeigt eine wissenschaftliche Betrachtung viele Vorteile: für die Gesundheit des einzelnen, für Umwelt und Natur, für die weltweite Ernährungssituation und natürlich die Tiere. Wir haben dir die wissenschaftlich belegten Vorteile zusammengefasst und nehmen dabei auch auf vermeintliche Nachteile und kritische Nährstoffe Stellung, damit du am Ende ein umfassendes Bild über die Auswirkungen veganer Ernährung auf dich und die Welt hast.

Direkt zum Inhalt:

  • Warum vegan leben?

  • Wie viele Veganer gibt es auf der Welt?

  • Die Vorteile veganer Ernährung

  • Vorteile für die Gesundheit

  • Vorteile für die Umwelt

  • Vorteile für die weltweite Ernährung

  • Vorteile für Tiere

  • Nachteile und kritische Nährstoffe

  • Zusammenfassung

Warum vegan leben?

Pflanzenbasierte Ernährungsweisen, wie Vegetarismus und Veganismus, verringern nachweislich das Risiko für viele Erkrankungen. Studien legen nahe, dass Vegetarier und Veganer seltener an Krebs, Diabetes sowie Herz-Kreislauf-Erkrankungen leiden und seltener Übergewicht haben.

Auch Tiere und Natur profitieren von einer pflanzlichen Ernährung. Massentierhaltung und die damit verbundene Futtermittelproduktion verbrauchen wertvolle Ressourcen wie Wasser, belasten die Umwelt durch Überdüngung und Treibhausgase und tragen zur Abholzung des Regenwaldes bei.

Wie viele Veganer gibt es?

Die Anzahl der Veganer in Deutschland unterscheidet sich je nach Quelle, die man zu Rate zieht. Sie reicht von 250.000 bis zu 1 Million. Die Schätzungen für Veganer weltweit gehen bis zu einer Milliarde.

Vorteile veganer Ernährung

Eine ausgewogene vegane Ernährung kann sich positiv auf deine Ernährung auswirken, Tierleid vermeiden, die Umwelt schonen – und unheimlich lecker sein.

Wie diese Vorteile zustande kommen, habe ich dir zusammengefasst.

Die Vorteile veganer Ernährung für deine Gesundheit

Die wissenschaftliche Forschung der vergangenen Jahrzehnte zeigt, dass Menschen mit pflanzenbasierter Ernährung seltener an vielen der sogenannten Volkskrankheiten leiden. Sie haben ein … :

  • geringeres Krebsrisiko: Eine Untersuchung mit über 60.000 Briten zeigte für Fischesser, Vegetarier und Veganer eine geringere Gefahr, an Krebs zu erkranken. Am niedrigsten war das Risiko für Veganer mit 19 % weniger Krebsfällen, als der Durchschnitt. Auch die Adventist Health Study mit knapp 70.000 Teilnehmern kam zu dem Ergebnis, dass vegane Ernährung einen signifikanten Schutz vor sämtlichen Krebsarten bietet – im Besonderen auch für frauenspezifische Erkrankungen, wie Brust- oder Eierstockkrebs.

  • geringeres Diabetesrisiko: Menschen, die sich vegetarisch ernähren, erkranken seltener an Diabetes, schließt eine Zusammenfassung verschiedener Studien zu diesem Thema. Wichtig in diesem Zusammenhang: Im wissenschaftlichen Kontext werden – wie in dieser Untersuchung – unter Vegetarismus meist sämtliche Ernährungsformen zusammengefasst, die auf Fleisch verzichten – vom Pesco-Vegetarier (isst Fisch) über den Lacto-ovo-Vegetarier (isst Milchprodukte und Eier) bis zum Veganer (verzichtet auf alle Tierprodukte). Wichtig für den Diabetesschutz scheint demnach zu sein, dass Vollkorn, Gemüse, Hülsenfrüchte und Nüsse ein zentraler Bestandteil des Speiseplans sind, wohingegen die Aufnahme gesättigter und Transfettsäuren reduziert wird, urteilt ein Artikel aus dem Jahr 2017 im Journal of Geriatric Cardiology.

  • geringeres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen (z. B. Bluthochdruck): Die aktuelle Studienlage legt nahe, dass eine pflanzenbasierte Ernährung die Gefahr für Herz-Kreislauferkrankungen verringert. Wichtig dabei ist ein hoher Anteil an Antioxidantien, Mikronährstoffen, Nitrat und Ballaststoffen in der Ernährung und ein niedriger Anteil an gesättigten und Transfettsäuren sowie Natrium.

  • geringeres Körpergewicht: Die EPIC-Oxford-Krebsstudie ergab, dass der Body Mass Index (BMI) von Veganern im Schnitt über zwei Punkte niedriger ist (Männer: 22,49; Frauen: 21,98), als der von Fleischessern (Männer: 24,41; Frauen: 23,52).

Was ist gesünder vegan oder vegetarisch?

Die oben zitierten Studien zeigen, dass viele der gesundheitlichen Vorteile einer pflanzlichen Ernährung sowohl für Vegetarier als auch für Veganer gelten. Sie unterscheiden sich aber teilweise in ihrer Stärke: Manche Krankheitsrisiken (wie für Krebs) fallen für Veganer deutlich geringer aus.

Wer sich gesünder ernähren möchte, sollte sich aber weniger von Schlagwörtern wie „vegan“ oder „vegetarisch“ leiten lassen, sondern auf die Nahrungsmittel achten, die er zu sich nimmt.

Viele Studien legen nahe, dass im Zentrum einer gesunden Ernährung Vollkornprodukte, Gemüse, Früchte, Hülsenfrüchte und Nüsse stehen. Unterm Strich ist es wichtig, sich ausgewogen zu ernähren, um seinen Körper mit allen wichtigen Nährstoffen zu versorgen – egal, ob man Fleischesser, Vegetarier oder Veganer ist.

Denn es ist auch möglich, sich als Vegetarier und Veganer äußerst ungesund zu ernähren, wenn man häufig Fertigprodukten isst, die viel Zucker und ungesunde Fette (allen voran Transfette) enthalten.

So sind Pommes, wenn sie nicht in tierischem Fett frittiert wurden, zwar vegan, aber aufgrund des großen Anteils an Transfettsäuren alles andere als gesund.

Für ungesund lebende Vegetarier hat sich der Begriff „Pudding-Vegetarier“ geprägt. Denn Pudding ist ein Lebensmittel, das zwar kein Fleisch enthält, aber in den meisten Rezepturen mit seinem hohen Zuckeranteil alles andere als gesundheitsförderlich ist.

Die Vorteile veganer Ernährung für die Umwelt

Die Produktion tierischer Lebensmittel wirkt sich nachweislich negativ auf die Umwelt aus. Dazu tragen verschiedenen Faktoren bei:

  • Treibhausgase durch Nutztierhaltung: Die fünf größten Fleisch- und Milchproduzenten der Welt stoßen laut Berechnung des Institute for Agriculture and Trade Policy (IATP) mehr Treibhausgase aus, als der größte Mineralölkonzern ExxonMobil. Die 20 größten Fleisch- und Milchproduzenten der Welt verursachen sogar mehr Treibhausgase als Deutschland. Der Beitrag zur Klimaerwärmung ist so hoch, dass das Umweltbundesamt zu dem Schluss kommt: Die Klimaziele bis 2050 können nur erreicht werden, wenn wir den Konsum tierischer Produkte deutlich reduzieren.

  • Abholzung des Regenwaldes für Nutztierhaltung & Futtermittelproduktion: Massentierhaltung erfordert große Mengen an Futtermittel. Die Schäden, welche die Futtermittelproduktion in der Natur verursacht, bekommen wir Konsumenten in Europa nicht zu Gesicht, weil sie in andere Länder ausgelagert ist – wo oft weniger strenge Umweltschutzregeln gelten. Sojaschrot ist als Futter besonders beliebt, weil es sehr eiweißreich ist. 80 % der Produktion finden in drei Ländern statt: Neben den USA sind das Argentinien und Brasilien. Allein in Brasilien müssen dafür einzigartige Savannenflächen wie die Cerrados und der Regenwald weichen. Im Jahr 2018 wurde dort eine Fläche von einer Million Fußballfeldern gerodet.

  • Verschmutzung des Trinkwassers durch Überdüngung: Die Nitratbelastung im Trinkwasser ist durch Überdüngung so stark, dass die Kläranlagen in Deutschland mit der Aufbereitung kaum hinterherkommen, gibt das Umweltbundesamt bekannt. Großen Anteil daran hat intensive Tierhaltung (= Massentierhaltung). Das ist nicht nur ein großer Schaden für die Natur, sondern hat auch wirtschaftliche Auswirkungen: Der Trinkwasserpreis steigt stark an. Laut Umweltbundesamt um bis zu 45 %, was für eine vierköpfige Familie rund 145 Euro pro Jahr ausmacht.

  • Hoher Wasserverbrauch: Die Avocado wurde in den letzten Jahren für ihren hohen Wasserverbrauch kritisiert, der bei 1.000 Litern pro Kilogramm liegen soll. Im Vergleich zu Nutztieren sieht dieser jedoch geradezu bescheiden aus: Bis ein Mastschwein geschlachtet wird, werden inklusive Futteranbau eine Million Liter Wasser verbraucht.

  • Monokulturen: Futtermittel werden oft in Monokulturen angebaut. Dadurch sinkt der Nährstoffgehalt im Boden und es musst mehr gedüngt werden. Außerdem sind Monokulturen anfälliger für Schädlinge, weshalb wiederum mehr Herbizide verwendet werden.

Futtermittel, die zur Produktion von tierischen Lebensmitteln benötigt werden, sind zu einem großen Teil für die Abholzung des Regenwaldes verantwortlich. Foto: sandid (pixabay)

Vorteile für die weltweite Ernährung

Die Anzahl Hunger leidender Menschen auf der Welt ist immer noch unvorstellbar groß. Laut den Vereinten Nationen haben knapp 800 Millionen nicht genug zu essen. Das ist etwa jeder neunte Mensch.

Viele Organisationen und Experten sehen einen Hauptgrund für die schlechte Versorgung darin, dass Nahrungsmittel ineffizient produziert werden und kritisieren in diesem Zusammenhang den hohen Ressourcenverbrauch für die Herstellung tierischer Produkte.

Ein Beispiel: Die Ressourcen, die nötig sind, um ein Steak herzustellen, könnten zwei Menschen einen ganzen Tag lang satt machen.

Der Schluss daraus: Anstatt auf riesigen Flächen Futtermittel für Tiere anzubauen, könnte man dort direkt – und effizienter – pflanzliche Lebensmittel herstellen, die der Mensch direkt essen kann.

Somit könnte man mit der gleichen Anbaufläche mehr Nahrung erzeugen und den Welthunger merklich lindern.

Tierwohl

Um die hohe Nachfrage nach Fleisch, Eiern und Milchprodukten zu befriedigen, werden die meisten Tiere unter Bedingungen gehalten, die nicht auf ihr Wohlergehen, sondern maximale Produktion ausgerichtet sind. Wer sich rein pflanzlich ernährt, senkt die Nachfrage, stimmt dadurch mit dem Geldbeutel ab und reduziert die Anreize für Massentierhaltung.

Einen Eindruck der Bedingungen unter denen Nutztiere leben und sterben liefern die folgenden Eckpunkte:

  • In Deutschland werden jährlich über 700 Millionen Tiere geschlachtet, das sind achteinhalb tote Tiere pro Einwohner. 600 Millionen davon sind Masthühner.

  • Zwei von drei Hühnereiern stammen aus Bodenhaltung. In dieser Haltungsform sind bis zu neun Hühner pro Quadratmeter erlaubt. Legehühner werden geschlachtet, wenn ihre Produktivität nachlässt – etwa nach einem Jahr. Wer im Supermarkt ausschließlich zu Bioeiern greift, vergisst oft, dass Eier als Zutat in Fertigprodukten oft aus Bodenhaltung stammen.

  • Ein Mastschwein lebt in der Regel sechs Monate. Für ein Schwein mit bis zu 110 Kilogramm Gewicht ist laut Gesetz eine Fläche von 0,75 Quadratmetern ausreichend.

  • In Deutschland lebt jedes fünfte Nutzrind in Anbindehaltung. Das heißt: Es kann nur stehen oder liegen, aber sich sonst nicht bewegen.

  • Weil nur Mutterkühe Milch geben, werden sie in „Dauerschwangerschaft“ gehalten. Kälbchen werden direkt nach der Geburt von ihnen getrennt. „Hochleistungskühe“ werden im Schnitt nach viereinhalb Jahren geschlachtet, weil sie nicht mehr trächtig werden oder gesundheitliche Probleme bekommen.

Mutterkühe werden direkt nach der Schwangerschaft von ihren Kälbchen getrennt. Foto: ulleo (pixabay)

Nachteile und kritische Nährstoffe

Im Bezug auf vegane Ernährung haben viele Menschen Vorurteile und Befürchtungen, die teilweise von Experten aus Medizin und Ernährungswissenschaft bestärkt werden. Um ein ganzheitliches Bild der Vor- und Nachteile zu liefern, möchte ich auf die häufigsten eingehen:

„Vegane Ernährung ist kompliziert“ und „Wer sich vegan ernährt, riskiert einen Nährstoffmangel“.

1. Vegane Ernährung ist kompliziert

Sich rein pflanzlich zu ernähren, ist für viele ungewohnt. Die meisten Menschen im deutschsprachigen Raum sind mit einer Mischkost aufgewachsen, die einen hohen Anteil an Tierprodukten enthält. Für sie ist das die „normale“ oder „traditionelle“ Ernährung. Es herrscht der Eindruck vor, viel Fleisch und Wurst zu essen, wäre „natürlich“, weil man es schon immer so gemacht hat.

Dieser Eindruck trügt.

Tatsächlich hat sich der Anteil von Tierprodukten erst im Laufe des 20. Jahrhundert rasant erhöht, weil immer effizientere Zucht- und Produktionsweisen entwickelt wurden. So wurde aus einer Spezialität für Feiertage ein Alltagsessen. „Normal“ oder „natürlich“ ist ein derart hoher Anteil an Tierprodukten in der Ernährung, wie wir ihn kennen, keinesfalls, wenn man die gesamte Menschheitsgeschichte betrachtet.

Dieses Argument zählt also nicht.

Was den Einstieg in die vegane Ernährung darüber hinaus unbequem macht, ist die Tatsache, dass man es als Mischköstler viel leichter hat, spontan oder unterwegs zu essen.

Es gibt schlichtweg viel mehr Angebot. Die Auswahl an veganen Restaurants – oder Restaurants, die zumindest eine Handvoll veganer Gerichte auf der Speisekarte haben – steigt zwar immer weiter an, sie ist aber vor allem in ländlicheren Regionen alles andere als flächendeckend.

Wer unterwegs eine schnelle Mahlzeit sucht, der findet zwar bei jedem Bäcker eine ansehnliche Auswahl belegter Wurst- oder Käsebrötchen und auch das ein oder andere vegetarische Sandwich mit Frischkäse, aber kaum eine rein vegane Stulle.

Es stimmt: Wer sich konsequent vegan ernähren will, der muss seine Anlaufstellen gut kennen oder sich selbst versorgen.

Letzteres hat je nach persönlicher Einstellung Vor- oder Nachteile.

Wer ungern selbst kocht, für den ist es ein unliebsamer Mehraufwand.

Wer hingegen Spaß daran hat, seine Speisen selbst zuzubereiten – oder sich auf das Experiment einlässt, um dabei herauszufinden, dass ihm kochen vielleicht viel mehr Spaß macht, als er immer dachte –, der bereichert sein Leben nicht nur um eine erfüllende Tätigkeit, sondern hat auch noch bessere Kontrolle über seinen Speiseplan.

Er weiß genau, wie viel Zucker, Fett oder Geschmacksvertärker in seinem Essen stecken, weil er es selbst zubereitet hat.

In Zeiten, in denen sich die Zutatenliste mancher Produkte aus dem Supermarkt wie der Inhalt eines Chemiebaukastens liest und Industrie sowie Politik sich immer noch vehement gegen eine einfache Nahrungsmittelkennzeichnung in Form eines Ampelsystems stellen, ein nicht zu verachtender Vorteil.

Unterm Strich lässt sich sagen: Vegane Ernährung kann komplizierter sein. Das ist oft allerdings nur eine Anfangshürde. Hat man sich eine Routine erarbeitet, Stammrezepte und Lieblingsrestaurants erschlossen, merkt man davon nicht mehr viel.

Außerdem ist es doch so: Wer sich gesund ernähren möchte, muss immer darauf achten, was er isst und kann nicht bedenkenlos zu allem greifen, was im Supermarktregal steht. Wer gut essen möchte, der lässt Fertigprodukte stehen und kocht selbst. Egal, ob er sich von Mischkost, vegetarisch oder vegan ernährt.

Der Aufwand ist dann derselbe – und kein schlüssiges Argument gegen eine rein pflanzliche Ernährung.

2. Veganer riskieren einen Nährstoffmangel

Viele Laien befürchten, bei veganer Ernährung würde ihr Körper nicht ausreichend mit Nährstoffen versorgt. Erstaunlicherweise werden diese Befürchtungen von vielen Experten bestärkt.

Erstaunlich ist das deshalb, weil sich diese Befürchtungen nicht wissenschaftlich belegen lassen.

Das Risiko für Mängel ist mit vielleicht zwei Ausnahmen (Vitamin B12 und Vitamin B2) bei Veganern nicht höher, als bei Mischköstlern.

Wichtiger als die Frage, ob man tierische Produkte isst oder nicht, ist, wie man seinen Speiseplan zusammenstellt. Ist er unausgewogen, ist das in jeder Ernährungsform riskant, wie man am Beispiel der Pudding-Vegetarier weiter oben sieht.

Dennoch warnen Experten und Organisationen, darunter auch die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE), explizit Veganer vor einer Mangelernährung. Die DGE nennt in diesem Zusammenhang „kritische Nährstoffe“, auf die ich an dieser Stelle näher eingehen will.

Bei genauerer Betrachtung zeigt sich, dass diese Nährstoffe kein „veganes Problem“ sind, sondern für die Gesamtbevölkerung kritisch (mit Ausnahme der Vitamine B12 und B2).

Vor dieser Betrachtung ein wichtiger Einschub: Besondere Lebenssituationen wie Schwangerschaft oder manche Erkrankungen beeinflussen den Nährstoffbedarf oder wie stark sich ein Mangel auf die Gesundheit (z. B. von Mutter und ungeborenen Kindern) auswirken kann. Deshalb müssen Menschen in solchen Situationen immer etwas besser auf ihre Nährstoffzufuhr achten und sollten diese mit einem Arzt abstimmen. Allgemeine Empfehlungen treffen auf sie in der Regel nicht zu.

Sehen wir uns die Liste der DGE im Detail an. Sie warnt Veganer vor folgenden Mangelrisiken:

Vitamin B12:

Dieser Stoff wird vom Körper im Vergleich zu anderen Vitaminen in geringer Menge benötigt. Nichtsdestotrotz ist eine ausreichende Versorgung wichtig, weil ein Mangel schwerwiegende Folgen haben kann. Besonders knifflig: Eine Mangelversorgung merkt man in der Regel erst nach einigen Jahren, weil sich der Körper bis dahin aus Reserven aus Muskeln und Leber bedient. Veganer sollten Vitamin B12 unbedingt über Nahrungsergänzungsmittel aufnehmen. Allerdings ist der Verzehr von Tierprodukten keine Garantie für eine ausreichende Versorgung. Gerade ältere Menschen ab 50 haben ein erhöhtes Risiko für eine Mangelversorgung, weil sie den Stoff nicht mehr so gut absorbieren. Vitamin B12 ist übrigens kein „Tierprodukt“, sondern wird von Mikroorganismen hergestellt, die unter anderem im Darm leben. Da viele Tiere in der Massentierhaltung selbst nicht ausreichend mit dem Vitamin versorgt werden, wird es ihnen über Nahrung zugesetzt. Viele Menschen, die ihren Bedarf über Tierprodukte decken, nehmen Vitamin B12 also ebenfalls als Supplement auf, nur eben auf dem „Umweg“ über ein Tier. Ob das Sinn macht, muss jeder selbst entscheiden.

Vitamin D:

Vitamin-D-Mangel ist weit verbreitet. Allerdings werden nur 10 bis 20 % des Bedarfs über Nahrung gedeckt. Somit ist Vitamin D weder ein veganes Problem, noch ein Ernährungsthema. Der Körper kann die benötigte Menge ohne Probleme selbst produzieren, wenn die Haut ausreichend der Sonne ausgesetzt wird. Weil das in unseren mitteleuropäischen Breitengraden bestenfalls im Sommer zur Mittagszeit möglich ist, kommt kaum jemand um Nahrungsergänzungsmittel herum, wenn er die empfohlene Menge zu sich nehmen möchte – ganz unabhängig von seiner Ernährung.

Jod:

Jodmangel ist kein spezifisch veganes Problem. Weil unser Boden wenig davon enthält, ist es kaum möglich, seinen Bedarf ohne Ergänzungsmittel zu decken. Deshalb wird Speisesalz Jod hinzugefügt. Eine pflanzliche Quelle sind Algen, doch die sind mit Vorsicht zu genießen. Einige davon enthalten Jod in so hoher Konzentration, dass eine Überversorgung droht.

Die Omega-3-Fettsäuren DHA und EPA:

Diese beiden Fettsäuren kommen in Fischen vor – allerdings auch nur weil diese die entsprechenden Algen fressen. Menschen können den Bedarf also direkt über den Verzehr von Algenöl decken. Der Körper ist aber auch in der Lage sie aus Alpha-Linolensäure selbst herzustellen, die wir beispielsweise über Lein- oder Chiasamen zu uns nehmen können.

Zink:

Der Zinkbedarf lässt sich problemlos aus pflanzlichen Quellen decken. Gute Lieferanten sind Samen und Kerne, wie Sesam, Kürbiskerne oder Leinsamen, Vollkorngetreide, Nüsse und Hülsenfrüchte (allen voran Soja).

Selen:

Kein spezifisch veganes Problem. In Fleisch ist es nur deshalb vorhanden, weil die EU erlaubt, Futtermittel damit anzureichern. Es kommt in großer Menge in Paranüssen vor, jedoch schwankt der Gehalt von Nuss zu Nuss so stark, dass die Gefahr einer Überversorgung droht. Auch Steinpilze sind vielversprechende Lieferanten, allerdings recht teuer und in Süddeutschland teilweise immer noch durch Zäsium belastet (Verseuchung durch den Reaktorunfall in Tschernobyl 1986). Eine gute Quelle sind Kichererbsen, es kann aber auch ohne Probleme substituiert werden.

Eisen:

Kein spezifisch veganes Problem. Es gibt hervorragende pflanzliche Quellen, wie Sesam, Leinsamen, Haselnüsse oder Haferflocken. Neben der aufgenommenen Menge spielt die Absorptionsrate eine wichtige Rolle, die sich z. B. durch Kombination mit Vitamin C steigern lässt.

Vitamin B2:

Scheinen Veganer tatsächlich weniger aufzunehmen als Mischköstler. Allerdings gibt es gute pflanzliche Quellen, wie Mandeln, Champignons, Austernpilze, Kürbiskerne, Cashews sowie die meisten Hülsenfrüchte und Vollkornprodukte. Auch angereicherte Pflanzenmilch kann zur Versorgung beitragen.

Kalzium:

Ist nicht nur in Kuhmilch vorhanden, wie viele zu glauben scheinen. Gute pflanzliche Quellen sind Sesam, Chiasamen oder auch angereicherte Pflanzenmilch.

Protein:

Von den 20 Aminosäuren sind 8 essentiell. Der Bedarf lässt sich problemlos mit pflanzlichen Quellen decken. Wichtig ist dabei eine Kombination verschiedener Lieferanten, z. B. täglich Hülsenfrüchte, Vollkornprodukte, Nüsse und Samen.

Zusammenfassung

Eine vegane Ernährung kann viele Vorteile für die Gesundheit haben und das Risiko für Volkskrankheiten, wie Krebs, Diabetes oder Bluthochdruck reduzieren. Wichtig dabei ist aber eine ausgewogene Ernährung. Besonders positiv scheint sich ein Speiseplan auszuwirken, in dessen Zentrum Gemüse, Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte, Obst, Nüsse und Samen stehen.

Darüber hinaus hilft Veganismus die Schäden zu reduzieren, die in der Natur durch Massentierhaltung entstehen. Dazu zählen ein hoher Ausstoß von Treibhausgasen, die Überdüngung des Bodens und die Rodung wertvoller Naturflächen, wie des brasilianischen Regenwaldes.

Außerdem könnte der Verzicht auf Tierprodukte positive Auswirkungen auf die globale Ernährungssituation haben, in dem Agrarflächen, die zuvor für Futtermittel genutzt wurden, für den direkten Anbau von Lebensmittel zur Verfügung stehen.

Nicht zuletzt bedingt die hohe Nachfrage nach tierischen Lebensmitteln Haltungsbedingungen, die nicht auf das Tierwohl, sondern auf maximale Produktion ausgerichtet sind. Der Verzicht auf tierische Lebensmittel und eine sinkende Nachfrage könnten dem entgegenwirken.

Eine vegane Ernährungsweise stellt Menschen vor die Herausforderung, sich in einem höheren Maße selbst zu versorgen, als das bei Mischköstlern der Fall ist, weil das vegane Angebot besonders im „Mitnehm-Bereich“ zwar in den letzten Jahren gestiegen, aber noch nicht flächendeckend ist.

Obwohl Experten im Zusammenhang mit Veganismus immer wieder vor Nährstoffmangeln warnen, zeigt eine detaillierte Betrachtung der kritischen Stoffe, dass ihr Bedarf in fast allen Fällen durch pflanzliche Lebensmittel gedeckt werden kann. In wenigen Ausnahmen ist eine Supplementierung durch Nahrungsergänzungsmittel nötig, die aber weder teuer noch kompliziert ist.

Letzten Endes hängt die Entscheidung für oder gegen eine vegane Ernährung wohl nicht nur von den „nüchternen Fakten“ ab, sondern vor allem davon, was sich gut in den Alltag des einzelnen einfügt und „richtig anfühlt“. Die genannten Vorteile – nicht nur, aber auch gesundheitlicher Natur – machen es jedoch attraktiv, diese Ernährungsform zumindest einmal auszuprobieren.

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Titelbild: SevenCooks

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