Da sieht man doch den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr: Auf einer schlichten Tee-Verpackung können sich schon mal 5 verschiedene Siegel tummeln. Zum Beispiel Bio, Bioland, regional, fair und vegan.
Und da soll sich noch einer auskennen? Was ist denn der Unterschied zwischen Bio und Bioland – und was heißt überhaupt fair?
Verlierst du bei so vielen Gütesiegeln auch den Überblick? Dann hilft dir hoffentlich unsere kleine Übersicht. Wir haben uns auf die wichtigsten Informationen beschränkt, damit du dich nicht im Siegelwald verläufst.
Gütesiegel für alle Lebenslagen: Welche Lebensmittelsiegel gibt es?
Lebensmittelsiegel stehen für unterschiedliche Eigenschaften der Produkte:
Bio Siegel sagen vor allem etwas darüber aus, wie nachhaltig und umweltfreundlich Bauern ihren Hof bewirtschaften.
Fairtrade-Labels darüber, bei wem das Geld für die Produkte am Ende landet.
Regional-Siegel informieren über die Herkunft der Lebensmittel.
Und dann gibt’s natürlich die inneren Werte: Manche Siegel (z. B. „glutenfrei“) verraten, welche Stoffen in einem Lebensmittel enthalten oder nicht enthalten sind. (zum Beispiel um Allergiker zu schützen)
Nachhaltige Siegel: Bio, Öko, aus kontrolliert ökologischem Anbau
Bio liegt im Trend – dementsprechend viele Siegel gibt es. Alle Bio-Lebensmittel dürfen das gesetzlich geregelte EU-Bio-Siegel tragen. Zusätzlich verwenden einige Hersteller freiwillige Verbandssiegel von Bioland, Demeter und Co. Die Unterschiede zwischen den einzelnen Bio-Siegeln erfährst du im Text Bio-Siegel im Vergleich: Die Unterschiede zwischen EU-Siegel, Demeter & Co
Fairer Handel
In Deutschland garantieren Gesetze, dass Arbeiter ein Mindestmaß an Urlaub, Pausen und Lohn erhalten. Dieses Glück haben nicht alle Menschen auf der Welt: In Teilen Asiens, Afrikas oder Südamerikas arbeiten Bauern häufig unter katastrophalen Bedingungen – um Produkte herzustellen, die bei uns zu günstigen Preisen zu kaufen sind. Sie bauen unter schwerer körperlicher Anstrengung Kaffee, Tee oder Kakao an, arbeiten rund um die Uhr und verdienen kaum genug um zu überleben. Wer das nicht unterstützen will, kann beim Einkauf auf faire Siegel achten.
Gute Arbeitsbedingungen auf einen Blick: Die fairen Siegel
„Fair“ – was bedeutet das eigentlich? So ganz genau weiß das leider niemand, zumindest wenn es um Lebensmittel geht. Der Begriff ist rechtlich nicht geschützt. Die Worte „fair“ oder „aus fairem Handel“ kann somit jeder auf sein Produkt drucken, ohne sich an bestimmte Regeln zu halten.
Anders sieht es mit „fairen“ Siegeln aus. Denn hinter ihnen stehen Organisationen, welche Regeln für die Vergabe festlegen und deren Einhaltung überwachen: Zum Beispiel die Bezahlung der Erzeuger, wie langfristig die Zusammenarbeit mit ihnen ist und ob bei der Herstellung das Verbot von Kinderarbeit eingehalten wurde.
Die bekanntesten Siegel, an denen du dich orientieren kannst sind:
Wohl am bekanntesten: Das blau-grüne Viereck von Fairtrade. Der Verein TransFair vergibt es vor allem für Süßwaren, Bananen und Tee. Fairtrade schaut vor allem auf soziale und wirtschaftliche Kriterien: Die Kooperationen mit Bauern sind langfristig und es gibt einen Mindestpreis, der alle Kosten deckt. Außerdem werden Gewerkschaften gefördert, Kinderarbeit und Diskriminierung sind verboten. Es gibt außerdem einige ökologische Vorgaben, z.B. keine Gentechnik und Verbote für bestimmte Pestizide. Die Anforderungen bleiben aber weit unter denen der Bio-Siegel.
Ein weiteres faires Siegel vergibt der Verband Naturland. Dieser Verband vergibt auch ein Bio-Siegel. Damit Lebensmittel das Siegel „Naturland fair“ erhalten können, müssen sie auch das Bio-Siegel des Verbands tragen. Im Gegensatz zu Fairtrade zertifiziert Naturland nicht nur importierte Lebensmittel, sondern auch Lebensmittel aus der EU, zum Beispiel Milch. Die sozialen und wirtschaftlichen Kriterien sind ähnlich wie bei Fairtrade: Mindestpreise, langfristige Zusammenarbeit und keine Kinderarbeit.
Dann gibt es noch das rote Siegel „UTZ Certified“, du findest es vor allem bei Kakao und Kaffee. Ziel von UTZ ist es, die Bauern so zu unterstützen, dass sie effizienter produzieren und dadurch mehr verdienen. Soziale Standards wie das Verbot für Kinderarbeit gelten auch bei UTZ. Kritiker bemängeln jedoch, dass die Bauern keine festen Mindestpreise erhalten und die Umweltvorschriften weniger streng sind, als bei anderen Siegeln.
Manche Händler arbeiten außerdem mit selbst entwickelten Labels: Gepa ist ein bekanntes Beispiel dafür. Das Unternehmen legt dabei selbst fest, was fairer Handel bedeutet und ist dabei noch ein wenig strenger als Fairtrade und Naturland. Auch der Naturkosthersteller Rapunzel hat ein eigenes Siegel: „Hand in Hand“. Beide Siegel sind zwar an Unternehmen gekoppelt, wurden aber dennoch von der Stiftung Warentest als glaubwürdig eingestuft.
Regionale Siegel: Wie weit ist das weg?
Weite Transportwege sind schlecht fürs Klima, regionale Produkte dagegen gibt‘s direkt um die Ecke. Doch woher weißt du, wo dein Essen herkommt? Der Begriff „regional“ ist – wie „fair“ – nicht geschützt. Ein einheitliches Siegel, das von allen genutzt wird, fehlt bisher noch.
Wenn dir Regionalität wichtig ist, kannst du aber auf drei Dinge achten:
Das hellblau-weiße Regionalfenster ist ein Siegel, das dir genau sagt, wo das Lebensmittel herkommt. Leider ist es noch nicht weit verbreitet.
Das runde, rot-gelbe Siegel „Geschütze Ursprungsbezeichnung“ besagt, dass das Produkt in einem bestimmten Gebiet erzeugt und verarbeitet wurde. Bei der schwächeren Variante davon, der „Geschützten geographischen Angabe“ ist immerhin klar, wo ein Verarbeitungsschritt stattgefunden hat. Beide Siegel sind EU-weit geregelt, du findest sie häufig auf Spezialitäten wie Schwäbischen Spätzle oder Allgäuer Emmentaler.
Kein Siegel in Sicht? Dann können konkrete Ortsangaben helfen, vielleicht findest du einen Hinweis auf den Erzeugungsort, ein regionales Logo, zum Beispiel aus dem Spreewald oder der Eifel, oder eine freiwillige Herstellerangabe.
"Ohne"-Siegel: frei von Zucker, Tierprodukten oder Gluten
Du lebst vegan, verträgst kein Gluten oder hast empfindliche Zähne? Zum Glück gibt es ein paar Siegel, mit denen du sofort erkennst, was in einem Lebensmittel steckt – oder eben nicht.
Vegetarisch/ vegan: Ein runder gelber Kreis mit einem grünen V – das verbreitete V-Label gibt’s in zwei Varianten: Vegan oder vegetarisch. Bei vielen Lebensmitteln wie Reis ist sofort klar, was in ihnen steckt. Bei anderen ist das schwieriger: Bei der Herstellung von Saft können tierische Proteine verwendet werden und Käse enthält manchmal tierisches Lab, das aus dem Magen von Kälbern stammt. Das V-Logo macht es einfacher, zu erkennen, ob ein Essen vegan oder vegetarisch ist. In Deutschland vergibt der Vegetarierbund das Label nach Kontrollen und Audits.
Glutenfrei: Wenn du auf Gluten verzichten musst oder willst, kannst du dir das Leben mit einem Siegel leichter machen: Das Schwarz-weiße Logo mit der durchgestrichenen Ähre steht für glutenfreie Produkte. Die Deutsche Zölliakie Gesellschaft vergibt das Siegel nach einer Laboranalyse.
Zahnfreundlich: Vielleicht möchtest du besonders auf deine Zähne achten, denn egal ob Fruchtsäure oder Zucker – es gibt so einiges, das Karies verursacht oder zu Erosionen führt. Wenn du auf Bonbons oder Limos das rot-weiße Zahnmännchen-Siegel siehst, kannst du dir sicher sein, dass sie deinen Zähnen nicht schaden.
Siegel machen vieles einfacher – aber nicht alles
Öko, fair oder glutenfrei – Siegel helfen dir, schneller zu erkennen, was in einem Lebensmittel drin ist – und was nicht. Mit ein bisschen Übung erkennst du die einzelnen Labels schnell und kannst dir den Einkauf so ein wenig leichter machen. Aber Vorsicht: Nur weil die Banane kein Vegan-Label trägt, enthält sie noch längst keine tierischen Bestandteile. Die Zertifizierung ist manchmal überflüssig oder schlichtweg zu teuer. So kann es passieren, dass zum Beispiel kleine, lokale Bio-Gemüsehändler kein Siegel verwenden, die Zertifizierung zu teuer wäre. Dein einziges Kriterium sollten Siegel daher nicht sein, eine praktische Hilfe sind sie aber auf jeden Fall.
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Titelbild: Pasja1000 (pixabay)