Nachhaltigkeit

Bio-Siegel im Vergleich: Die Unterschiede zwischen EU-Siegel, Demeter & Co

Bio ist bio - oder etwa nicht? Doch in Deutschland gibt es verschiedene Biosiegel. Damit du dir beim Einkaufen nicht den Kopf zerbrechen musst, stellen wir die größten vor und erklären, worin sie sich unterscheiden.

Bio ist wortwörtlich in aller Munde, aber was steckt überhaupt dahinter? Welche Regeln gelten für Bio-Produkte? Und macht es einen Unterschied, ob wir Lebensmittel mit dem Siegel der EU, von Bioland oder Demeter kaufen?

Wenn dich das interessiert, bist du hier richtig. Denn wir haben die Antworten.

Das Bio-Siegel der Europäischen Union: Ein Blatt aus Sternen auf grünem Hintergrund
Das offizielle Siegel der Europäischen Union für Produkte aus ökologischer Erzeugung.

Bestimmt kennst du das EU-Bio-Siegel: Ein grünes Rechteck mit einem Blatt aus Sternen. Wer die Regeln der EU einhält, bekommt ein Zertifikat und die Erlaubnis, das Siegel zu verwenden. Wer mag, darf in Deutschland zusätzlich auch die deutsche Version davon tragen: das sechseckige Logo.

Deutsche Produkte, welche die Vorgaben erfüllen, dürfen neben dem EU-Bio-Logo auch diese deutsche Variante tragen.

Egal ob Käse, Möhre oder Wurst: Wer sein Lebensmittel „Bio“ oder „Öko“ nennt, für den ist das EU-Siegel Pflicht. Alle Bio-Lebensmittel erfüllen also mindestens den EU-Standard. Kritiker finden allerdings, dass die EU nicht streng genug ist. Deshalb gibt es Verbände, die es mit den Öko-Regeln noch genauer nehmen.

EU-Bio und Verbände

Der größte Verband ist Bioland, gefolgt von Naturland und Demeter. In Deutschland ist etwa jeder zehnte Hof ein Bio-Hof, das sind insgesamt etwa 30.000 Höfe. Die Hälfte der Bio-Betriebe arbeitet nach den EU-Regeln, die andere Hälfte setzt noch eins drauf und gehört einem Verband an.

Etwa 6.800 Betriebe arbeiten in Deutschland nach den Kriterien des Anbauverbands Bioland. Er ist damit Spitzenreiter unter den Verbänden mit eigenem Siegel.

Rund 3.500 Erzeuger sind hierzulande nach Naturland-Standards zertifiziert.

Demeter wurde 1924 ins Leben gerufen und ist damit der ältestes Bioverband in Deutschland. 1.500 Landwirte arbeiten nach seinen Kriterien.

Es gibt noch mehr Verbände, Biopark zum Beispiel. Weil zu diesen Verbänden nur wenige Höfe zählen, beschränken wir uns der Übersichtlichkeit zuliebe auf die Unterschiede zwischen EU, Bioland, Naturland und Demeter.

Tierhaltung: ähnliche Flächen verschiedenes Futter

Ein Herz für Tiere – ist das auch dir wichtig? Dann sind Bio-Lebensmittel definitiv eine gute Wahl. Bleibt bloß die Frage: Welches Siegel? Was die Stallflächen betrifft, gibt es kaum Unterschiede: EU, Bioland, Naturland und Demeter haben nahezu identische Vorstellungen davon, was artgerechte Tierhaltung ist. Einziger Unterschied: Pro Quadratmeter dürfen laut EU, Bioland und Naturland 6 Legehennen gehalten werden, bei Demeter sind es nur 4,4. Bei Eiern lohnt sich also der Blick aufs Siegel.

Unterschiede gibt’s außerdem beim Futter: EU-zertifizierte Betriebe können ihre Kühe und Rinder das ganze Jahr mit Silage füttern, das ist konserviertes Futter. Bei den drei Verbänden geht das nicht: Hier ist vorgeschrieben, dass es im Sommer frisches Grünfutter zu fressen gibt. Außerdem haben die Verbände spezielle Regeln für die Aufzucht von Junghennen: Auslauf und Biofutter sind vorgeschrieben. Die EU macht dazu keine besonderen Angaben.

Naturheilverfahren gehen bei den Verbänden vor

Immer wieder gibt es Aufregung darüber, wie häufig Antibiotika und andere Medikamente in der Tierhaltung eingesetzt werden. Bioland, Naturland und Demeter sind sich hier einig: Bauern müssen bei kranken Tieren zuerst Naturheilverfahren und Homöopathie anwenden und nur wenn das nicht hilft, kommen klassische Medikamente zum Einsatz. Die EU macht dazu keine Angaben.

Damit die Tiere sich auf engem Raum nicht verletzen, werden oft Hörner oder die Ringelschwänze von Ferkeln entfernt. Auch das ist ein beliebtes Streitthema. Erwünscht ist das bei keinem der Siegel, weil es einen Eingriff in die Natur der Tiere darstellt. So richtig verboten ist es nur bei einem Siegel: bei Demeter.

Dünger: So viel wie nötig, so wenig wie möglich

Pflanzen brauchen Nährstoffe, um zu wachsen. Ist davon im Boden zu wenig vorhanden, wird mit Dünger nachgeholfen. Bauern verwenden dazu oft Tiermist und schlagen damit zwei Fliegen mit einer Klappe: Der Mist ist weg, das Feld gedüngt. Zu viel davon kann allerdings die Umwelt schädigen. Daher ist im Ökologischen Landbau die Tierhaltung an die Ackerfläche gebunden.

Bioland, Demeter und Naturland sind damit deutlich strenger als die EU. Auf einen Hektar kommen laut der EU z.B. 14 Schweine oder 230 Hennen, bei den Verbänden sind es nur 10 Schweine oder 140 Hennen.

Kreislaufgedanke und spirituelle Präparate – typisch Demeter

Der einzige Verband, der seine Mitglieder zur Tierhaltung verpflichtet, ist übrigens Demeter. Der Verband setzt auf eine biologisch-dynamische Wirtschaftsweise, bei der es besonders wichtig ist, dass ein Kreislauf entsteht – und dazu gehören Tiere.

Außerdem müssen Demeter-Bauern biodynamische Präparate einsetzen, das sind Mischungen aus Kräutern, Mist, Horn oder ähnlichem. Sie werden auf eine spezielle Weise gerührt und im Boden vergraben oder auf den Pflanzen verteilt. Die positiven Wirkungen auf Pflanzen sind in Teilen erwiesen, für die meisten Demeter-Fans steckt dahinter allerdings vielmehr eine spirituelle Idee.

Pflanzenschutz: Weniger ist mehr

Fleisch und Eier sind für dich sowieso kein Thema? Es lohnt sich trotzdem, genauer auf die Siegel zu achten, denn auch bei den Pflanzen gibt es Unterschiede.

Chemisch-Synthetische Pflanzenschutzmittel sind im Bio-Landbau komplett verboten. Eigentlich zumindest. Das EU-Siegel macht nämlich Ausnahmen für Obst im Mittelmeerraum, die Verbände hingegen nicht.

Ein beliebtes Öko-Mittel gegen Krankheiten ist Kupfer. In zu hoher Dosierung ist es allerdings schädlich für den Boden, die Verbände erlauben deshalb nur halb so viel davon wie die EU.

Verarbeitung

Ob Müsli oder Fruchtjoghurt – vieles von dem, was wir essen ist bereits verarbeitet. Die Zutatenliste ist dann meist ziemlich lang. Dich stören die Unmengen an zugesetzten Stoffen? Dann lohnt sich ein Siegelvergleich: Die EU erlaubt immerhin 53 Zusatzstoffe. Bei Bioland und Naturland ist es nur knapp die Hälfte, bei Demeter sind es sogar nur 13 Stoffe.

Wo Bio draufsteht ist auch Bio drin – aber nur zu 95 %

100 % Bio – das gilt nur für Naturland und Bioland. Jedes Siegel hat nämlich eigene Regeln, wie viele der Zutaten von Joghurt, Saft oder Kuchen Bio sein müssen, damit das Siegel drauf darf. Bei der EU und Demeter genügen dafür 95 %.

Wie schädlich Verpackungen sind, ist inzwischen weit bekannt. Die EU macht dazu allerdings keinerlei Angaben, Bioland versucht zumindest, Aluverpackungen zu vermeiden. Demeter verbietet chlorhaltige Verpackungen und am weitesten geht Naturland und verbietet sowohl Alu als auch Chlor.

Gemeinsamkeiten: Jährliche Kontrollen

Egal um welches Siegel es geht: Kontrolliert wird bei allen gleich oft. Auf allen Bio-Bertrieben wird einmal im Jahr geprüft, ob sie die Anforderungen für das EU-Siegel erfüllen. Die Verbände haben zusätzlich eigene, jährliche Kontrollen.

Es gibt noch viele andere Gemeinsamkeiten, zum Beispiel die Umstellungszeit, wenn ein Betrieb von konventionell zu ökologischer Produktion wechselt. Sie beträgt bei allen Siegeln zwei Jahre. Viele andere grundsätzliche Ideen sind ähnlich, wir wollten dir hier aber vor allem die Unterschiede zeigen.

Fazit: Bio ist nicht gleich Bio

Warum eigentlich Bio kaufen? Weil du keine Pestizide essen willst, dir die Tiere am Herzen liegen oder du die Umwelt schonen willst? Das sind alles hervorragende Gründe und bei allen ist Bio eine gute Wahl. Je nachdem, worauf du besonders achten willst, kannst du dein Siegel auswählen: Die Verbände achten mehr auf die Natur, Demeter stellt den Kreislauf in den Fokus und ist ein wenig strenger, was die Tiere betrifft.

Es gibt viele gute Gründe, einen der Verbände zu bevorzugen – du kennst jetzt die wichtigsten davon und kannst entscheiden, worauf du achten willst.

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