Gesund leben

"Ich halte nichts von strikten Verboten"

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von KatharinaCooks

7.6.2018

Wir alle wissen, dass Sport und eine ausgewogene Ernährung zu einem gesunden Lebensstil gehören. Doch an welche Regeln können sich Hobbysportler halten? Das und warum er niemandem Eiweißshakes empfehlen würde, erzählt Personaltrainer Matthias Maier im Interview.

Über Matthias Maier: Seit acht Jahren arbeitet Matthias Maier als Personaltrainer und hat inzwischen ein eigenes Sportstudio in Augsburg eröffnet. Dort bietet er nicht nur Personaltraining, sondern auch Kleingruppenkurse an. Um allen zu helfen, die sich sportlich weiterentwickeln wollen oder auf der Suche nach der eigenen Motivation sind.

Personal Trainer Matthias Maier in seinem Studio in Augsburg. Dort gibt er Einzeltraining, leitet aber auch Kleingruppenkurse. Foto: MM-Training

Matthias, beginnen wir mit einer Frage, die sich fast jeder Sportler stellt: Wann soll ich essen - vor oder nach dem Sport?

Ob du davor überhaupt etwas essen kannst, ist Typ-Sache. Große Mahlzeiten vor dem Sport würde ich generell nicht empfehlen. Denn Sport mit vollem Magen kann ganz schön anstrengend sein. Wenn dann eher eine Kleinigkeit, um das Hungergefühl zu befriedigen und nicht in den Unterzucker zu kommen. Wichtig ist, dass du dich wohlfühlst.

Auch nach dem Sport kommt es auf das persönliche Empfinden an. Man liest viel davon, dass man direkt nach dem Sport viel Eiweiß essen sollte. Doch meiner Meinung nach ist das ein Mythos. Da werden einige Fakten miteinander vermischt.

Wissenschaftlich ist bewiesen, dass Ausdauersportler ihren Glykogenspeicher erhöhen können, wenn sie direkt nach dem Sport etwas Kohlenhydratreiches essen. Leistungssportler im Ausdauerbereich arbeiten so. Daraufhin haben Fitnesssportler diese Theorie auf ihren Bereich umgemünzt und behauptet, dass man für den Muskelaufbau direkt nach dem Sport Eiweiß essen sollte.

Ich würde sagen: Iss nach einem guten Sportprogramm ruhig eine Kleinigkeit – gerne auch etwas Zuckerhaltiges, wie eine Banane. Aber ich glaube, Proteine direkt nach dem Sport werden überbewertet. Am besten hörst du auf deinen Körper und dein Hungergefühl.

Worauf sollten Sportler bei der Ernährung generell achten?

Wenn es beim Training ums Abnehmen geht, kann man Ernährung und Sport auf keinen Fall trennen. Ist das nicht das Ziel, glaube ich schon, dass man beides getrennt voneinander betrachten kann. Ich kenne viele gute Athleten, die verblüffend wenig auf ihre Ernährung achten; die trotz Fastfood sehr gute sportliche Leistung abliefern. Die Gegenseite behauptet gern, dass durch ungesunde Ernährung das Potential nicht ausgenutzt wird.

Was hältst du denn von Eiweißshakes?

Eiweißshakes empfehle ich niemandem. Ich selbst trinke keine und bin der Meinung, dass dahinter eine große Lobby steckt, die damit Geld verdienen will.

Wie sieht es mit anderen „Sportdrinks“ aus?

Für den Breitensportler ist das total irrelevant. Ehrlich gesagt muss ich darüber schmunzeln, wenn manche Kunden mir erzählen, wann sie welchen Shake oder Booster zu sich nehmen. Ich denke mir dann: „Schaffe es erstmal, 5 Jahre kontinuierlich Sport zu machen." Ich empfehle niemandem Shakes, Supplemente oder vergleichbare Dinge.

Personal Trainer Matthias Maier hält nichts von allgemeinen Trainingsplänen. Für ihn müssen Übungen auf die individuellen Bedürfnisse abgestimmt sein. Foto: MM-Training

Gibt es denn etwas, was man bei der Ernährung vermeiden sollte?

Wenn mich jemand nach meinen Ernährungstipps fragt, sage ich immer: Man sollte sich nichts verbieten. Ich denke, dass es falsch ist, die Lebensmittel nur in ungesund und gesund einzuteilen. Wenn jemand nur Salat essen würde, wäre das wohl zu einseitig. Wenn man sich abends bei einem Glas Rotwein entspannt, könnte das für diese Person gesund sein. Daher halte ich nichts vom Pauschalisieren und strikten Verboten. Am besten achtet man auf den eigenen Körper und isst bewusst. Man darf sich auch ruhig mal etwas gönnen!

Wie stehst du zu veganer oder vegetarischer Ernährung?

Ich habe mich damit beschäftigt und bin sehr offen dafür. Ich ernähre mich selbst nicht zu 100 Prozent vegetarisch oder vegan. Doch unter der Woche versuche ich, mich größtenteils vegan zu ernähren. Ehrlich gesagt koche ich kaum selbst, sondern gehe sehr gerne indisch oder asiatisch essen.

Matthias war schon immer Sport begeistert und arbeitet gerne mit Menschen. Beides hat er mit seinem Beruf als Personal Trainer vereint. Foto: MM-Training

Wie wird man eigentlich Personal Trainer?

Sport war schon immer mein Thema, aber ich komme nicht aus der Fitnessbranche. Ich habe ein Praktikum bei Jörg Löhr gemacht, einem der bekanntesten Motivations- und Managementtrainer. Danach bekam ich die Möglichkeit, dort eine Büroausbildung zu machen und habe mich daher gegen ein Studium entschieden. Ziemlich schnell merkte ich, dass ich gerne mit Menschen zusammenarbeite. Ich blieb bei Jörg Löhr und habe mir das Thema Personal Coaching erarbeitet. Nach 2 Jahren habe ich dort aufgehört und mich als Personal Trainer selbstständig gemacht.

Wer sind deine Kunden?

Ich würde sagen, dass ich eine ziemlich breite Palette an Kundentypen habe. Dazu gehört der klassische Unternehmer, der 70 Stunden pro Woche arbeitet. Aber auch der Student, der viel Sport treibt und dem es wichtig ist, alles richtig zu machen.

Mit welchen Erwartungen kommen deine Kunden zum Training?

Die klassischen Vorstellungen sind: "Gib mir einen Trainings- und einen Ernährungsplan." Dann trainiert der Kunde zwar für einen begrenzten Zeitraum danach, schafft es aber nicht seinen Lebensstil nachhaltig zu verändern. Deshalb bin ich inzwischen vom Plan-Denken weggekommen - die meisten Kunden brauchen eine individuelle Trainings- oder Ernährungsberatung. Lieber sieht man langsamere Erfolge, aber das Verhalten ändert sich langfristig.

Und welche Ernährungsfragen beschäftigen deine Kunden?

"Was kann ich mit nicht zu großem Aufwand selber umsetzen?" Ich denke sogar, dass viele der veganen Ernährung zugeneigt wären. Sie überschätzen und scheuen aber den Aufwand, sich mit der Ernährungsweise auseinanderzusetzen und danach zu kochen. Dasselbe gilt auch für das Thema "gesundes Essen".

Vielen Dank für deine Zeit, Matthias!

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