KitchenhacksNachhaltigkeit

Wir testen: Gemüseanbau mit Hydrokultur - die Ernte

Mein Hydrokultur-Experiment neigt sich dem Ende: Den Umzug in das Mini-Gewächshaus haben meine Pflänzchen gut überstanden. Genau 7 Wochen durften sie sich dort wie zuhause fühlen und gedeihen. Doch damit ist heute Schluss – denn jetzt wird geerntet!

Beim Anblick meiner liebevoll angebauten Pflanzen werde ich fast etwas nostalgisch – ich habe sie jetzt insgesamt 8 Wochen und 4 Tage lang gehegt und gepflegt. Vom Anzüchten der Samen über das Umpflanzen der Setzlinge bis hin zum mütterlichen Überwachen der Wasserstandsanzeige habe ich alles selbst gemacht. Und heute – heute müssen sie dran glauben, denn jetzt wird geerntet!

Was dich in diesem Artikel erwartet:

  • Theorie: Ab wann darf geerntet werden? Und was passiert anschließend?

  • Praxis: Wie viel lässt sich tatsächlich ernten?

  • Fazit: Welche Vor- aber auch Nachteile hat der Anbau mit solch einem Hydrokultursystem und lohnt sich das wirklich?

  • Mein geheimes Wissen: Welche Tipps & Tricks ich zusammenfassend für den Anbau mit einem Hydrokultursystem für dich habe

Kurzer Rückblick: Was bisher geschah…

Nachdem ich mich im ersten Artikel der vierteiligen Serie mit dem Thema Gemüseanbau zuhause auseinandergesetzt hatte, kam ich zu dem Schluss, dafür ein Hydrokultursystem zu nutzen.

Der Anbau damit soll unkompliziert und problemlos funktionieren – selbst bei Menschen wie mir, die keinen grünen Daumen besitzen. Und was das Wichtigste ist: Man benötigt dafür weder Garten noch Balkon. Perfekt also, um unser Büro spontan zum Anbauort umzufunktionieren!

So wurde in den letzten 8 Wochen und 4 Tagen fleißig gewerkelt:

  • Ich habe ein Hydrokultursystem auswählen und aufbauen müssen (In meinem Fall das Växer- bzw. Krydda-Set von IKEA)

  • Setzlinge mussten angezüchtet und schließlich umgepflanzt werden

  • Und nicht zu vergessen: Alle paar Tage inspizierte ich den Fortschritt der Pflanzen genau und goss bei Bedarf nach, optimierte die Beleuchtungszeit und und und…

Doch nicht nur die Pflanzen im richtigen Anbau-Set wurden verwöhnt – auch die, die dort keinen Platz mehr hatten und kurzer Hand in drei Müslischalen eingepflanzt wurden, kamen in den vollen Genuss meines All-Inclusive-Services. Ob sich das alles letztlich gelohnt hat und das SevenCooks-Team heute zum Mittagessen frischen, selbst angebauten Salat genießen kann?

Theoretisch kann es das, denn gewachsen ist definitiv etwas! Aber darf das auch schon geerntet werden?

Das Ernten

Generell ist die Ernte – wie auch die anderen Schritte zuvor – bei einer Hydrokultur sehr unkompliziert.

Den Videobeweis könnt ihr euch auch gerne in meinem Youtube-Video ansehen!

Je nachdem, was angebaut wurde, kann nämlich schon während der Wachstumsphase immer wieder etwas abgeerntet werden. Das gilt für Kräuter-, aber auch Salatsorten. Die einzige Bedingung hierbei ist, dass die Blattgröße, die bis dahin entstanden ist, deinen Ansprüchen schon genügt. Denn je früher geerntet wird, desto kleiner sind logischerweise noch die Blätter (vor allem beim Salat).

Der Rest der Pflanze, der nicht gleich geerntet wird, wächst einfach ohne Probleme weiter. Doch was ist, wenn du – wie ich – alles auf einmal ernten möchtest?

Diese Option ist auch kein Problem. Gerade bei den Kohlsorten bietet sich das an, da sie dann bis zum Zeitpunkt der Ernte wirklich einen schönen Kopf bilden können. Nachteil an dieser Variante ist aber, dass dann natürlich auf einmal alles weg ist – das heißt, der ganze Anbauprozess muss noch einmal durchlaufen werden, bis wieder etwas geerntet werden kann. Und das heißt noch einmal 8 Wochen und 4 Tage warten:

  • 11 Tage bis die Setzlinge umgepflanzt werden können

  • 7 Wochen bis die Pflanzen groß genug zum Ernten auf einmal sind

Du siehst also schon, dass der Zeitpunkt, ab dem du ernten kannst, sehr variabel ist. Von zwei bis drei Wochen bis hin zu sieben oder acht kann alles dabei sein.

Egal, für welche der beiden Erntearten du dich letztlich entscheidest, eines ist immer gleich: Das Anbau-Set muss zwischendurch gereinigt werden. Entweder nach jedem Anbauzyklus, oder aber (wenn du kontinuierlich wenig aberntest) mindestens alle drei Monate. Das beugt der Algenbildung vor. Außerdem sorgst du so dafür, dass das System nicht durch organische Rückstände im Wasser oder an der Schale, wie beispielsweise Wurzelstückchen, anfängt, unangenehm zu riechen.

Dazu alles einfach mit etwas Spülmittel säubern. Rein theoretisch sind die Einzelteile, bis auf den Wasserstandsanzeiger, auch spülmaschinenfest. Ich wollte aber lieber auf Nummer sichergehen und habe einfach alles mit der Hand gespült.

Das Bimssteingranulat aus den Körbchen kann übrigens drei- bis sechsmal wiederverwendet werden. Eine Reinigung ist allerdings auch hier erforderlich. Am einfachsten geht das, wenn du das Granulat in ein Sieb gibst und es mit kochendem Wasser übergießt. So werden Bakterien abgetötet und Wurzel- oder Pflanzenrückstände lösen sich ab. Danach kann es direkt wieder in die Körbchen gegeben, oder in einem anderen Behälter bis zum nächsten Einsatz verwahrt werden. Falls du es nicht sofort wieder benutzt, muss es jedoch noch trocknen, sonst kann es zu Schimmelbildung kommen.

Jetzt aber mal Butter bei die Fische – wie viel kommt denn bei einer Ernte raus?

Diese Frage habe ich mir von Anfang an gestellt! Denn, was nützt mir der ganze Anbau zuhause, wenn ich am Ende vielleicht drei einsame Blättchen Salat pflücken kann?

Diese Sorge ist jedoch unbegründet gewesen: In meiner Ernte kamen rund 300 g Salat und Gemüse zusammen. Vergleicht man das einmal mit einem Pflücksalat, den es im Supermarkt in abgepackten Beuteln kaufen kann, sind das rund 220 g mehr.

Eine solche Salattüte esse ich als volle Mahlzeit alleine – nach Adam Riese bedeutet das also, dass ich aus unserer selbst angebauten Ernte ganze drei Portionen bekomme.

Klingt auf den ersten Blick jetzt schon mal recht viel und scheint sich zu lohnen.

Aber Zeit ist Geld – oder nicht?

Doch zwei Aspekte darf man auch nicht vergessen: den Zeitfaktor, bis eine Ernte möglich ist und die Anschaffungskosten.

Der Zeitfaktor ist beim Selbstversuch klar der Verlierer – im Supermarkt eine fertige Salattüte zu kaufen, geht deutlich schneller.

Die Anschaffungskosten sind ebenfalls eher ein Punkt auf der Verlierer-Seite, denn bis man die durch seine eigenen Produkte wieder reingewirtschaftet hat, dauert es doch eine Weile…

Hier einmal ein Rechenbeispiel für unsere Variante, die Anbau-Kombi aus Växer und Krydda-Set für 85 Euro:

Eine Tüte Fertigsalat kostet circa 70 Cent, bis die 85 Euro also durch Anschaffungskosten gedeckt wären, könnte man rund 121 Portionen Tütensalat essen.

Ein Salatkopf vom Biohändler ergibt ungefähr drei Portionen Salat zum Sattessen und kostet pro Stück ungefähr 2,80 Euro. Also sind es auch hier ungefähr 30 Salatköpfe beziehungsweise 90 Portionen Salat, bis die 85 Euro erreicht wären.

Rein finanziell lohnt sich der Selbstanbau also nicht wirklich, denn egal auf welche Art Salat man ansonsten zurückgreift: Man kann davon eine Menge kaufen, bis man auf demselben Kostenlevel wie mit dem Hydrokultur-Set ist. Ganz abgesehen davon, dass ja auch noch der Stromverbrauch für die Lampe und zusätzliche Kosten dazu kommen, wen etwas nachgekauft werden muss.

Aber Geld ist ja bekanntlich nicht alles – und dieser Meinung bin ich auch. Besonders, wenn es um Essen geht!

Denn auch wenn der Kostenfaktor auf der Negativ-Seite jetzt, nach Ende des Selbstversuches, schon zu Buche schlägt, überwiegen für mich trotzdem die positiven Aspekte.

Abgesehen davon, dass es mir persönlich eine Menge Spaß gemacht hat, wirklich von Anfang bis Ende alles selbst in der Hand zu haben, ist es eine super wichtige Erfahrung, einmal zu sehen, wie viel Arbeit und vor allem Zeit in den Lebensmitteln steckt.

Bisher habe ich darüber nie so richtig nachgedacht. Egal, wo ich meinen Salat besorgt habe, wie lange er gebraucht hat, um zu wachsen, habe ich mir nie überlegt.

Auch die Frage, wie frisch der Salat in der Auslage tatsächlich ist, habe ich mir nie richtig gestellt. Bisher habe ich mich immer auf die Optik verlassen, ab und zu auch noch auf die Haptik, aber so frisch, wie der direkt gepflückte, kann kein gekaufter Salat der Welt sein – und das schmeckt man auch!

Womit ich auch schon zum nächsten Punkt komme: Genauso wenig, wie man wissen kann, wie frisch die gekauften Produkte sind, kann man sich sicher sein, dass wirklich keine Pestizide eingesetzt wurden. Im Hydrokultursystem haben es Schädlinge von Haus aus schon einmal wesentlich schwerer, die Pflanzen anzugreifen, weshalb hier auf Pestizide vollkommen verzichtet werden kann.

Und last but not least noch zwei Punkte, die vor allem diejenigen unter euch kennen, die alleine oder nur zu zweit in einem Haushalt wohnen:

Egal ob man nur einen, zwei oder zehn verschiedene Salatköpfe zu Hause hat – es bleibt irgendwie immer ein Rest übrig, der meistens in der Biomülltonne landet. Und wenn man es schaffen will, das zu verhindern, ist an eine Auswahl an Salat oder Gemüse meist eher selten zu denken. Stattdessen kauft man sich einen Eisbergsalat und den gibt es dann die nächsten drei Mahlzeiten.

Ich hatte jetzt hingegen mit den acht Körbchen sechs verschiedene Sorten in meiner Anbauschale gepflanzt – und hätte sogar noch Platz für zwei Sorten mehr gehabt. Und hätte die Ernte am Ende nicht als Mittagessen für das SevenCooks-Team herhalten müssen, hätte ich einfach nur genau die Menge abgeerntet, die ich auch alleine gegessen hätte.

Du siehst also, dass für mich eindeutig die Vorteile überwiegen und ich solch eine Art von Salat- beziehungsweise Gemüseanbau auf jeden Fall weiterempfehlen kann!

Und ganz nebenbei ist es einmal ein sehr schönes Erlebnis, wenn eine Pflanze nicht innerhalb der ersten zwei Wochen durch meine Pflege zu Grunde geht, sondern tatsächlich wächst und gedeiht ♥.

Last but not least – mein geheimes Wissen

Währen des Selbstversuches habe ich einige wertvolle Tipps & Tricks sammeln können, die mir wirklich weitergeholfen haben. Einige davon habe ich durch Recherche herausgefunden, andere einfach auf gut Glück selbst ausprobiert. Damit auch du davon profitieren kannst, habe ich sie hier noch einmal kurz für dich zusammengefasst:

  • Mache dir am Anfang wirklich ausgiebig Gedanken, welches System am besten zu dir passt. Muss es schön aussehen oder steht es sowieso versteckt? Bist du eher ein Bastler, oder hast du zwei linke Hände?

  • Auch wenn es immer heißt, dass man bei einem Hydrosystem nicht oft gießen muss – sobald es draußen warm ist, brauchen die Pflanzen im Schnitt alle drei Tage Wasser. Das bedeutet, auch wenn du dich nicht selbst um Nachschub kümmert kannst, besorge dir eine Vertretung!

  • Um Algenbildung zu verhindern, immer nur so viel Wasser nachgießen, dass es nicht oben aus den Bimssteinkörbchen wieder rauskommt.

  • Nutze eine Zeitschaltuhr, so sind deine Pflanzen immer optimal beleuchtet.

  • Warte mit dem Abernten nicht zuuuu lange – irgendwann „kippen“ die Pflanzen sonst und entwickeln sich nicht mehr positiv, sondern wieder etwas zurück.

  • Und das Wichtigste: was auch immer du machst, mache es mit viel Liebe. Egal ob du ihnen etwas vorsingst, täglich eine Streicheleinheit verpasst, oder andere abgefahrene Dinge. Solange du dich um deine Zöglinge kümmerst, kann eigentlich nichts schief gehen!

Rezeptvorschläge zum Artikel

Die besten Artikel und Rezepte

... direkt in dein Postfach. Jede Woche neue Rezeptideen und spannende Magazinartikel als Newsletter.