Was dich im Text erwartet:
Was ist Aktivkohle eigentlich?
In welchen Lebensmitteln Aktivkohle eingesetzt wird
Die Auswirkungen von Aktivkohle auf deine Gesundheit
Die Wechselwirkung zwischen Aktivkohle und Medikamenten
Ein alternativer und natürlicher Entgiftungstipp
Der Hype um grüne Smoothies ist bei Foodies schon nahezu vergessen. Schuld daran ist nicht zuletzt ein Getränk namens „Black Juice“, das mittlerweile - auch weit über die Grenzen Hollywoods hinaus – in aller Munde ist: schwarzer Saft, gefärbt mit Aktivkohle.
Lebensmittel in intensiven Farben kommen bei Käufern gut an. Und einige davon sind tatsächlich gesund: Dass Lebensmittel wie Blaubeeren, Spinat oder Rote Bete nur so vor Antioxidantien mit gesundheitlichen Effekten strotzen, ist belegt.
Aber müssen Smoothies, Gebäck und Co. nun tatsächlich auch in Schwarz getaucht werden?
Während Anhänger der neu entdeckten Aktivkohle das schwarze Pulver in den höchsten Tönen loben und es als „Detoxwaffe“ und „Jungbrunnen“ betiteln, sehen Experten die gesundheitlichen Effekte wesentlich kritischer.
Wir haben die Wirkung des „Schwarzen Golds“ mal genauer unter die Lupe genommen und verraten dir, ob es sich lohnt, auf den Foodtrend Aktivkohle aufzuspringen.
Was ist Aktivkohle?
Aktivkohle ist ein feinkörniger Kohlenstoff. Es wird unter anderem aus natürlichen Rohstoffen gewonnen, wie Nussschalen oder Holz.
Die meisten Personen kennen ihn in Form von Kohletabletten aus der Reiseapotheke - als Mittel gegen Durchfallerkrankungen.
Diese Verwendung macht Sinn, da die vergrößerte, poröse Oberfläche in der Lage ist, wie ein Schwamm unerwünschte Stoffe zu binden (Adsorptionsmittel) und so aus dem Körper zu befördern. Diese Wirkung gilt als bestätigt. Sie kommt auch bei der Trinkwasseraufbereitung zum Einsatz.
Aber wie sinnvoll ist der Einsatz von Aktivkohle in Lebensmitteln des täglichen Gebrauchs?
Ernährungstrend medizinische Kohle
Auf dem Bindungsvermögen der Kohlepartikel setzt auch das neue Einsatzgebiet von Aktivkohle im Foodbereich an; Anhänger schwören darauf, dass angereicherte Nahrungsmittel Giftstoffe wie ein Magnet anziehen können, bevor die Toxine ins Blut gelangen und Schaden anrichten.
Entsprechend wird das schwarze Szenegetränk als Heilmittel gegen Kater, „Anti Aging-Waffe“ oder Hilfe gegen unangenehme Körpergerüche gefeiert. Die Lebensmittel-Industrie ist längst auf den Foodboom aufgesprungen und setzt hierzulande vor allem auf schwarze „Detox-Smoothies“.
In letzter Zeit wird Aktivkohle darüber hinaus in Zahncremes genutzt und soll Zahnbelag entfernen. Neben des medizinischen Einsatzes ist die spezielle Kohle in der EU übrigens auch als Lebensmittel-Farbstoff zugelassen.
Schwarz gefärbte Lebensmittel – Sinn oder Unsinn?
Während beispielsweise Süßwaren wie Lakritz industriell mit Aktivkohle gefärbt werden, hat der neue Hype am „Foodhimmel“ nichts mit dem Wunsch nach Färbung zu tun. Im Fokus von „Black Juice“ steht ein gesundheitlicher Nutzen, der beim genauen Hinsehen allerdings verblasst.
Es werden mittlerweile sogar „kohlrabenschwarze“ Croissants – auf Wunsch mit cremiger Pudding-Füllung - angeboten, die aussehen, als wäre das Gebäck im Ofen vergessen worden. Auch wenn der Geschmack der Kohle von einer Extraportion Puderzucker überdeckt wird, müssen sich Feinschmecker wohl etwas überwinden, in das „verkohlte“ Croissant zu beißen.
Während in England Pizzateig mit Aktivkohle der kulinarische Hit ist, werden hierzulande u. a. Drinks mit Mandel- oder Nussmilch oder fruchtige Limonaden gemixt.
Für jeden, der beim Essen nicht nur auf Aroma, sondern auch visuelle Reize setzt, sind die Nuancen des neuen Trends mehr als gewöhnungsbedürftig.
Auch wenn der Eigengeschmack relativ neutral ist, kann die pulvrige Konsistenz aufgrund zahlreicher Kohlepartikel den Essgenuss stören.
Medizinische Kohle der neuen Generation - Gesund versus ungesund
Die Basis der schwarzen Smoothies bilden – genau wie bei der grünen Variante – Gemüse, Obst und Kräuter. Wen wundert es da, dass sich zahlreiche Ballaststoffe, Vitamine, Mineralstoffe und sekundäre Pflanzenstoffe im Szenegetränk tummeln.
An sich eine gesunde Mischung. Doch leider ist der vermeintliche Vorteil von Aktivkohle – zumindest beim Einsatz in Lebensmitteln – auch ihr Nachteil. Aus ernährungsphysiologischer Sicht wurde die Idee nicht zu Ende gedacht: Die kleinsten Partikel der Aktivkohle binden nicht nur Schadstoffe, sondern auch gesundheitsfördernde Bestandteile der Nahrung, wie Mineralstoffe und Co.
Dadurch werden Aktivkohle-Getränke und -Lebensmittel nicht wie angepriesen gesünder, sondern nährstoffärmer.
Weitere Schwachstellen des schwarzen Szenefoods
Wer häufig mit Aktivkohle angereicherte Lebensmittel verzehrt, riskiert Mangelerscheinungen.
Ob Vitamine gebunden werden, ist laut Experten noch nicht ausreichend geklärt und bedarf weiterer Studien. Dass Aktivkohle die Aufnahme von Eisen und Antioxidantien erschwert, wurde hingegen bereits nachgewiesen.
Und das sind gerade jene Stoffe, die Smoothies aus ernährungsphysiologicher Sicht so wertvoll machen.
Wechselwirkungen mit Medikamenten beachten
Besondere Vorsicht ist auch für Personen geboten, die auf Medikamente angewiesen sind. Tabletten und Co., die über den Darm aufgenommen werden, können ebenfalls durch Aktivkohle gebunden und ausgeschieden werden, ohne dass sie die erwünschte Wirkung erzielen.
In diesem Zusammenhang kann es beispielsweise passieren, dass der Verhütungsschutz der Pille nicht mehr ausreichend wirkt.
Darüber hinaus kann die Wirkung von Antidepressiva, Blutdrucksenkern und Schmerzmitteln neutralisiert werden.
Weitere unerwünschte Effekte sind nicht auszuschließen.
Da Aktivkohle beispielsweise auch als Katalysator für chemische Vorgänge wirkt, ist eine unkontrollierbare Wirkung nach dem Verzehr des angereicherten Essens nicht auszuschließen. In diesem Zusammenhang könnten gebundene Gifte innerhalb des Körpers wieder abgegeben oder unerwartete chemische Reaktionen in Gang gesetzt werden.
Fazit: Experten raten von Aktivkohle-Lebensmitteln ab
Experten stehen dem Foodtrend kritisch gegenüber und raten von Functional Food ab, welches gezielt mit Aktivkohle versetzt wurde.
Weil nicht nur Toxine, sondern auch wertvolle Inhaltsstoffe gebunden werden, kann ein regelmäßiger Verzehr mehr schaden als nutzen. Von weiteren unerwünschten Wirkungen - die noch nicht abzuschätzen sind -, ganz zu schweigen.
Ein Tipp für dich, um auf ganz natürliche Weise zu entgiften: Einfach Lebensmittel in Bio-Qualität ohne chemische Zusätze favorisieren und deinen Speiseplan mit einer Extraportion Ballaststoffe anreichern, die ebenfalls Schadstoffe binden können.
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Titelbild: Zephyris (CC BY-SA 3.0)