Indoor Farming ist ein Trend, der immer mehr Menschen begeistert. Das Grundprinzip ist einfach: Gemüse wird in geschlossenen Räumen angebaut. Der Vorteil: Die Umwelteinflüsse können genauestens kontrolliert, somit Ressourcen gespart und der Ertrag maximiert werden. (Wie Indoor Farming funktioniert, hat Redakteur Simon zusammengefasst)
Im Kleinen haben so auch Menschen ohne Garten die Möglichkeit, ihr eigenes Gemüse zu ernten. Wie man das anstellt, zeigt unsere Kollegin Chantal in ihrem Selbstversuch.
Im Großen schaffen es Unternehmen damit, der Natur ein Schnippchen zu schlagen. Sie bauen Gemüse auf einem Bruchteil der Fläche an, die beim herkömmlichen Anbau im Freien benötigt wird. Oder an Orten, wo die äußeren Umstände eigentlich keinen Anbau erlauben. Weil das Wetter nicht mitspielt oder der Boden verunreinigt ist (wie in einigen Gebieten Japans nach der Fukushima-Katastrophe). Außerdem hoffen sie, Pestizide so komplett von den Lebensmitteln fernhalten zu können. Denn: In geschlossenen Systemen, die Schädlinge nicht erreichen, müssen diese auch nicht bekämpft werden.
Indoor Farming ist eine noch relativ junge Disziplin. Was damit bereits möglich ist, zeigt unsere Auswahl von 4 bemerkenswerten Projekten.
Der grüne Luftschutzbunker
Zahlreiche europäische Städte sind untertunnelt von Luftschutzbunkern, die zum Glück nicht mehr benötigt werden. Nicht der schlechteste Ort für eine Indoor Farm, dachten sich die Urheber des Projekts „Growing Underground“ im Londoner Stadtteil Clapham. In 33 Meter Tiefe, wo im Zweiten Weltkrieg 8000 Menschen Schutz vor Luftangriffen finden konnten, wachsen jetzt allerlei „Micro Greens“ wie Thai Basilikum, roter Amaranth oder Koriander.
Ernten im Supermarkt
Eine der Grundideen von Indoor Farming: Wenn man dort anbauen kann, wo die Menschen leben, spart man sich den Transport – und jede damit verbundene Energie und Verschmutzung. Näher kann man diesem Ziel nicht kommen als die kleinen Gewächshäuslein der Firma Infarm in Berlin. Die stehen zum Teil direkt im Supermarkt und werden vom Einkäufer selbst geerntet. Weniger Transport geht nur, wenn man selbst zuhause anbaut.
Nach dem Erdbeben
Nach der Nuklearkatastrophe von Fukushima im März 2011 erließ die japanische Regierung ein Verzehrverbot für zahlreiche Lebensmittel. Laut Experten ist die landwirtschaftliche Nutzung von Gebieten, die von der Katastrophe besonders stark betroffen waren, auf Jahrzehnte unmöglich. Diese Umstände nahm das Unternehmen Mirai zum Anlass, in einer ehemaligen Halbleiterfabrik eine der größten Indoor Farmen der Welt zu errichten, in der die Pflanzen nicht in Kontakt mit verseuchtem Wasser oder Boden kommen sollten. Dort werden pro Tag über 10.000 Salatköpfe geerntet.
Eine Million Kilo Gemüse
20 Autominuten westlich von New York City steht die größte vertikale Indoor Farm der Welt. „Vertikal“ bedeutet: Die Pflanzen werden in mehreren Beet-Ebenen übereinander angepflanzt. Dadurch lässt sich auf derselben Grundfläche mehr anbauen, als es im herkömmlichen Anbau im Freien möglich wäre. Die Farm in Newark ist 6.500 Quadratmeter groß, also etwas kleiner als ein Fußballfeld. Dort wird pro Jahr fast eine Million Kilogramm Gemüse geerntet, wie junger Kohl oder Rucola.
Beeindruckende Projekte! Was in Newark klappt, kann übrigens auch in deiner Wohnung funktionierten. Solche Erträge wirst du in den eigenen vier Wänden zwar nicht erreichen, aber der ein oder andere Salat für den Hausgebrauch sollte drin sein. Mittlerweile gibt es eine Vielzahl von Komplettsets, die den Anspruch an dein gärtnerisches Talent auf ein Minimum reduzieren. Wenn du auch dein eigenes Gemüse ziehen willst, solltest du einen Blick auf Chantals Artikel werfen: Sie probiert gerade eines dieser Sets aus und erklärt dir Schritt für Schritt, worauf man dabei achten muss.