Jeder kennt Sprichwörter wie "Liebe geht durch den Magen" und hat vielleicht sogar schon mal gesagt: "Ich habe dich zum Fressen gern!"
Aber haben diese kulinarischen Metaphern einen wissenschaftlichen Kern?
Hängen Essen und Liebe wirklich zusammen? Kann ich nur eine glückliche Beziehung führen, wenn ich kochen kann? Und warum habe ich keinen Hunger, wenn ich verliebt bin?
Heute gehen wir diesen Fragen auf den Grund.
Womit Jamie Oliver seine Frau überzeugte
Männer, die gut kochen können, galten lange Zeit nicht unbedingt als Sexsymbol.
Dann kam Jamie Oliver.
Und wie hat er seine Liebste überzeugt? Mit einem ausgetüftelten 8-Gänge-Menü in Herzform?
Nicht ganz.
"Weil ich Schlagzeug in einer Band gespielt habe", sagte er im Interview mit der Zeit.
Tja, nicht gerade ein Beleg für die verführerischen Kräfte gediegener Mahlzeiten. Aber irgendwas muss doch dran sein an der Verbindung von Essen und Liebe.
Pralinen gelten doch nicht ohne Grund als Liebesbeweis?
Was unternimmt man beim ersten Date? Essen gehen. Genau wie beim x-ten Beziehungsjubiläum.
Essen und Küssen – macht man beides mit dem Mund. Das kann doch kein Zufall sein!
Vielleicht bringt ein genauerer Blick auf das Sprichwort "Liebe geht durch den Magen" Licht ins Dunkel.
Woher stammt das Sprichwort "Liebe geht durch den Magen?"
Blättern wir im Geschichtsbuch ein paar Seiten zurück: Das Sprichwort "Liebe geht durch den Magen" entstand wahrscheinlich Ende des 19. bzw. Anfang des 20. Jahrhunderts. Zumindest tauchte es vorher in keinem Lexikon auf.
Seine Bedeutung, nun ja, die ist nicht ganz so romantisch wie erhofft, wenn man der naheliegendsten Interpretation folgt:
In jener Zeit waren die Rollen in einer Beziehung klar verteilt – und die Frau war für den Haushalt verantwortlich. Überzeugte sie in der Küche, waren die Heiratschancen größer.
Etwas enger lagen Essen und Liebe da schon bei den alten Griechen beieinander. Sie verwendeten für "Vorspeise" und "Vorspiel" das gleiche Wort: parothides.
Aber genug vom Sprachwirrwarr. Liebe und Essen kommen schließlich beide auch ganz gut ohne Worte aus.
Wenden wir uns an die Wissenschaft.
5 wissenschaftliche Fakten über Liebe und Essen
Ein Blick in die Forschung bringt schon klarere Zusammenhänge zwischen Essen, Liebe und Beziehungen.
Warum Verliebte keinen Hunger haben
Daran sind die Hormone schuld, denn die übernehmen bei Verliebten die Kontrolle im Körper.
Das ist zum Einen das "Wohlfühlhormon" Serotonin. Wer zufrieden ist und sich wohlfühlt, hat besonders viel davon im Körper – und das senkt den Appetit.
Genauso wie sein naher Verwandter, das berühmte "Glückshormon" Dopamin. Forscher haben entdeckt, dass Verliebte auf ein Foto ihres Gegenparts mit ähnlicher Dopamin-Ausschüttung reagieren wie Drogenabhängige auf ein Bild ihrer Droge. Und als kleiner Nebeneffekt weniger Appetit haben.
Das mag das Leben kurzzeitig aufregender machen, wäre auf Dauer aber gefährlich. Zum Glück hält dieser Zustand in der Regel nur einige Monate an.
Warum Verliebte ihr Essen versalzen
"Bist du verliebt?" ist eine gängige Frage, wenn der Koch dem Essen eine Extraportion Salz gegönnt hat. Tatsächlich haben Wissenschaftler diese Vermutung bestätigt.
So scheinen verliebte Menschen einen höhere Toleranzschwelle für Salz zu haben, weshalb dem einen oder anderen schon mal der Streuer ausrutscht.
Hangry: Warum Hunger der Liebe im Weg steht
Vielleicht hast du schon mal von dem englischen Kunstwort "hangry" gehört: Einer Kombination aus "hungry" (hungrig) und "angry" (wütend).
Das ist nicht nur ein hübsches Sprachspiel, sondern wird von der Forschung unterstützt: Eine Studie hat festgestellt, dass hungrige Menschen schneller aggressiv werden.
Keine gute Ausgangslage, um romantische Gefühle zu entwickeln.
Warum Liebe dick macht
Denkst du jetzt an Liebeskummer – und Eiscreme, die direkt aus der Verpackung gegessen wird, während im Hintergrund ein romantischer Film läuft?
Dann liegst du falsch.
Nicht gebrochene Herzen erhöhen das Körpergewicht, sondern stabile Beziehungen.
Eine Untersuchung in mehreren europäischen Ländern ergab, dass Menschen in Beziehungen einen höheren Body-Mass-Index aufweisen, als vergleichbare Artgenossen ohne Partner.
Ihrer Gesundheit scheint das nicht zu schaden – denn sie leben auch länger.
Warum Liebe die Libido anregt
Na endlich: Hier ist der Zusammenhang zwischen Essen und körperlicher Lust.
Den gibt es nicht nur, wenn man Carsten Otte glaubt. Der Journalist hat das Buch "Der gastrosexuelle Mann" geschrieben. Ein Sachbuch über die neue Leidenschaft des Mannes im 21. Jahrhundert: das Kochen. Dazu gehört für gastrosexuelle Männer nicht nur Equipment auf Profiniveau, wie Sous-Vide-Garer oder Geräte aus der Molekularküche, sondern auch eine erotische Komponente beim Zubereiten der Speisen.
Doch auch wer beim Kochen selbst keine derartigen Gefühle verspürt, kann seine körperlichen Freuden mittels ausgewählter Lebensmittel steigern: So wurden unter anderem bei asiatischem Ginseng und Safran eine aphrodisierende Wirkung nachgewiesen.
Falls du dem gern selbst auf den Grund gehen willst, findest du auf SevenCooks natürlich abwechslungsreiche Rezepte mit Safran.
Wie dieser Safranreis-Pudding mit Beeren und Feigen
Na, wer hätte das gedacht: Zwischen Essen und Gefühlen herrscht mehr Zusammenhang, als man auf den ersten Blick vermutet – und die Sprichwörter kommen nicht von ungefähr.
In diesem Sinne: Koch mit Liebe, vor allem wenn es für deine Liebsten ist.
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Bilder in verwendeter Reihenfolge: Uros Zunic/Getty Images, Joerg Lehmann