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Sind Lebensmittel aus der Dose ungesund?

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von Beke Enderstein

21.6.2020

Ungemein praktisch, aber nicht unbedenklich: Ich erkläre dir, warum du nicht zu oft Lebensmittel aus Dosen essen solltest, worauf du beim Einkauf achten kannst und welche Alternativen es für deinen Vorratsschrank gibt.

Enthalten Lebensmittel in Dosen weniger Nährstoffe?

Ein Vorteil von Konserven liegt auf der Hand: Ihre lange Haltbarkeit macht sie zu einem idealen Vorrat, wenn der Kühlschrank leer ist.

Aber stimmt die Kritik, dass sie weniger Nährstoffe enthalten?

Nein - mit wenigen Ausnahmen: Der Gehalt der Hauptnährstoffe bleibt größtenteils unverändert, hitzeempfindliche Mikronährstoffe wie Vitamin C schwinden allerdings.

Das ist jedoch nicht schlimm wie es klingt, denn: Dieses wasserlösliche Vitamin beziehen wir sowieso hauptsächlich aus frischem Obst, Salat, Kräutern und aus unerhitztem Gemüse. Nicht aus einer warmen Mahlzeit – egal ob frisch zubereitet oder aus der Konserve.

Auch wenn frische Kartoffeln zum Beispiel Vitamin C-reich sind, sinkt der Gehalt beim Kochen, Braten und Co. deutlich ab.

Neben Vitamin C kommt es beim Konservieren – als auch beim klassischen Kochen – zum Verlust von weiteren Mikronährstoffen wie B-Vitaminen und Beta-Carotin.

Zusammengefasst: Konserven schneiden gegenüber Raw Food in puncto Mikronährstoffe zwar schlechter ab, allerdings gehen empfindliche Inhaltsstoffe auch bei der Zubereitung von frischen Lebensmitteln verloren.

Entsprechend ist ein Dosengericht im Vergleich mit einer frisch gekochten Mahlzeit nicht zwangsläufig nährstoffärmer.

Tipp: Achte darauf, dass du Lebensmittel nährstoffschonend zubereitest und so wenig Hitze wie möglich aussetzt.

Spezielle Konserven überzeugen sogar mit einer Extraportion an Nährstoffen, die ich dir im nächsten Absatz vorstelle.

Dosentomaten – ein Superfood?

Frische Tomaten sind ein idealer Vitamin-C-Lieferant, dafür steckt in Tomaten aus der Dose mehr von einem anderen Nährstoff.

Der zellschützende Inhaltsstoff Lycopin der für die brillant rote Farbe von Tomaten verantwortlich ist, kommt konzentriert in Tomatenkonserven vor.

Lycopin ist ein antioxidativ wirksamer sekundärer Pflanzenstoff, der das Krebsrisiko senken kann, indem er freie Radikale unschädlich macht.

Tomatenmark eignet sich daher exzellent als Basis für Pastasoßen oder Suppen.

Wichtig: Trotz dieses Vorteils solltest du auf BPA-freie Dosen achten. Mehr dazu im nächsten Abschnitt.

Lesetipp: Einkochen im Backofen – so geht’s

Fader Beigeschmack: Können Bestandteile der Dose ins Essen übergehen?

Dosen bestehen vor allem aus den Blecharten Aluminium oder Weißblech (dünnes Stahlblech mit chrom- oder zinnhaltiger Beschichtung). Bereits an dieser Steller ergeben sich gesundheitliche Probleme: Bei Blechdosen können säurehaltige Lebensmittel – oder eine salzhaltige Lake – Metallbestandteile herauslösen.

Dadurch entsteht das Risiko, dass z.B. Aluminiumpartikel auf den Doseninhalt übergehen. Um eine Übertragung auf die enthaltenen Lebensmittel zu verhindern, wird das Verpackungsmaterial für Nahrung mit Epoxid-Kunststoff beschichtet.

Ein weiterer Grund für die Beschichtung des Doseninneren: die Metallbestandteile können sich auch durch eine langjährige Lagerung herauslösen und das Aroma des Inhalts beeinträchtigen. Zusätzlich kann es im Laufe der Zeit zu Verfärbungen der Lebensmittel kommen.

Die Ursache für die sensorischen Veränderungen und das Gesundheitsrisiko geht auf Korrosion zurück. Dabei reagiert das Dosenmaterial mit dem Sauerstoff der Umgebung. Das kann in einigen Fällen auch zu porösen Stellen (Leckagen) und Ausbeulungen (Bombagen) führen, die ebenfalls ein Gesundheitsrisiko darstellen.

Tipps: Ich empfehle dir, keine beschädigten Konserven mit Dellen zu kaufen. Ansonsten ist es nicht auszuschließen, dass Metallpartikel auf das Lebensmittel übergegangen sind. Hinzu kommt, dass der Inhalt bereits verdorben sein kann, wenn Dosen mit einem verbeulten, aufgewölbten Deckel im Regal stehen. Diesbezüglich rate ich dir zu höchster Vorsicht: sporenbildende Bakterien können zu einer Lebensmittelvergiftung (Botulismus) führen.

Risiken durch die Innenbeschichtung: BPA

Die innere Beschichtung mit Epoxid-Harz macht aus den oben vorgestellten Gründen durchaus Sinn. Das Problem der Dosenauskleidung ist jedoch, dass noch immer zahlreiche Innenbeschichtungen BPA enthalten. Allen voran bei der Sterilisation der Dosen kann dieser Schadstoff auf den Inhalt übergehen. Insbesondere dann, wenn das Lebensmittel fett- oder säurereich ist.

Aktuell gibt es leider nur wenige Alternativen für BPA-haltige Dosenauskleidungen. Dabei spielen Polyester und Phenolharz eine Rolle. Allerdings können sich auch aus den neuen Auskleidungen Partikel lösen. Ob diese ebenfalls bedenklich für unsere Gesundheit sind, ist noch nicht eindeutig geklärt.

Es wurde 2018 ein Höchstwert – ein sogenannter spezifischer Migrationswert – von BPA für Dosenbeschichtungen (0,05 mg pro kg Lebensmittel) für die EU erlassen, aber ein gesundheitliches Risiko bleibt bestehen. Für Säuglingsnahrung gilt eine Nachweisgrenze von 0,01 mg BPA pro kg Lebensmittel.

Ob und wie viel BPA ins Essen kommt, ist schwer einzuschätzen. Es hängt unter anderem vom Säuregehalt des Doseninhaltes, Temperaturschwankungen bei der Lagerung und Fettanteil der Lebensmittel ab.

Kokosmilch und Thunfisch aus der Dose, gefolgt von Tomaten gelten als besonders gefährdet.

Das Innere von Dosen wird oft mit Epoxidharzen ausgekleidet, dabei kann das giftige BPA auf den Inhalt übergehen. Foto: webandi (Pixabay)

Welche Folgen hat BPA für den Körper?

Der häufige Verzehr von mit BPA-belasteten Konserven, die eine östrogenartige Wirkung entfalten, wird mit einem erhöhten Risiko für zahlreiche Erkrankungen in Zusammenhang gebracht. Dazu zählen u.a. Diabetes, Hypertonie (Bluthochdruck) und Brust- und Hodenkrebs. Gleiches gilt für Herz- und Kreislauferkrankungen, Übergewicht und Funktionsstörungen des Immunsystems. Zusätzlich wird diskutiert, inwiefern BPA Missbildungen beim heranwachsenden Kind verursachen kann.

Tipps:

  • Ich würde dir auf jeden Fall empfehlen, keine Dosen außerhalb der EU – und speziell aus Asien – zu kaufen, da es nicht abzuschätzen ist, welches Gesundheitsrisiko von den Konserven ausgeht. Beliebte Zutaten aus dem Asia-Shop findest du mittlerweile auch im Bio-Laden. Und achte – wie bereits erwähnt – auf die Aufschrift „BPA-frei“.

  • Du solltest den Doseninhalt nach dem Öffnen umfüllen, falls etwas übrig bleibt. Ansonsten besteht die Gefahr, dass sich Schadstoffe wie nierenbelastendes Zinn aus dem Schutzlack lösen.

Wie oft ist Dosenessen erlaubt?

Ich kann dir keinen exakten Tipp geben, wieviel Konserven du pro Woche essen kannst, ohne gesundheitliche Risiken einzugehen. Aber ich empfehle dir, die Tipps des nächsten Absatzes zu beherzigen, an die ich mich selbst halte.

Ich esse pro Woche 1 bis 2 Dosen, wobei Dosentomaten für Pastasoßen oder selbstgemachte Pizza den größten Anteil ausmachen. Gelegentlich kaufe ich auch mal Chili sin carne aus der Dose, Kokosmilch oder Ananas im eigenen Saft. Letzteres habe ich jetzt allerdings auch in meinem Bioladen im Glas – genau wie Tomatenmark – entdeckt. Das war es auch schon. Falls etwas übrig bleibt, fülle ich es in ein anderes Gefäß um und bewahre es im Kühlschrank auf.

Kauftipps für Lebensmittel aus der Dose

Ich empfehle dir zunächst, stets frisches Obst und Gemüse zu bevorzugen. Der Kauf von Konserven wie Dosentomaten oder Mais kann die frische Ware gelegentlich ergänzen. Achte beim Kauf darauf, dass die Dosen kein BPA enthalten (steht auf der Ummantelung).

Bevorzuge Verpackungen aus Papier und Karton. Das gibt es zum Beispiel für Tomaten oder Tiefkühlkräuter. Gleiches gilt für Gemüse wie Erbsen oder Gemüsemischungen, die du frisch als regionale Saisonware oder tiefgekühlt kaufen solltest – zum Beispiel Heidel- und Himbeeren außerhalb des Sommers.

Sind Gläser eine gute Alternative zu Dosen? Sie sind leider nicht umwelfreundlicher. Ihr Transportgewicht ist hoch und das Recycling aufwändig (Ausnahme: Pfandgläser). Immerhin steckt im Glas selbst kein BPA - allerdings in vielen Deckeln. Deshalb gilt auch für Gläser: Prüfe, ob auf der Verpackung steht "frei von BPA".

Viele Lebensmittel gibt es auch eingelegt im Glas oder du kannst sie leicht selbst haltbar machen. Foto: Ray Shrewsberry (Pixabay)

Da der Gehalt an künstlichen Zusatzstoffen wie Aromen und Co. in ökologischen Produkten deutlich geringer ist, solltest du Konserven in Bio-Qualität bevorzugen. Noch dazu ist ist die Rohware für Eintöpfe und Co. in der Regel nährstoffreicher, umweltverträglicher und deutlich seltener mit Schadstoffen belastet.

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Titelbild: SevenCooks

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