Nachhaltigkeit

Hühnerhaltung: Was der Stempel auf dem Ei verrät

Milliarden Eier werden jährlich in Deutschland gegessen – als Kuchen, Gebäck, Brot oder pur. Doch woher stammen sie? Wir erklären dir, was der Code auf der Eierschale über ihre Herkunft verrät und unter welchen Bedingungen Hühner in Bio-, Boden- oder Freilandhaltung leben. Damit du selbst entscheiden kannst, welche Eier du kaufst – oder ob du ganz darauf verzichtest.

Was dich in diesem Text erwartet:

  • Wie du Haltungsform, Herkunftsland und weitere Informationen aus dem Code auf der Eierschale herausliest

  • Erklärung der Haltungsformen von Legehennen: Wie Hühner in Bio-, Boden- und Freilandhaltung leben

Wir verbrauchen in Deutschland 18 Milliarden Eier pro Jahr. Das sind 230 pro Einwohner. Die Hälfte davon wird von Unternehmen zu Produkten wie Nudeln oder Kuchen weiterverarbeitet. Die andere Hälfte landet in Privathaushalten und wird dort pur gegessen oder beispielsweise zum Backen verwendet. Quiche, Waffeln, Frittata oder Bagel sind nur eine Auswahl von zahlreichen leckeren Ei-Gerichten. (Veganer müssen übrigens nicht aufs Backen verzichten – Sie können Eier mit 10 einfachen Möglichkeiten ersetzen).

Wem die Herkunft der Eier wichtig ist, die auf seinem Teller landen, sollte sich die Waren beim Einkauf genau ansehen. Denn nicht immer ist auf den ersten Blick erkennbar, ob sie aus ökologischer oder Bodenhaltung stammen, aus Deutschland oder den Niederlanden.

Die Packungsangaben von abgepackten Eiern müssen zwar zahlreiche Informationen wie Güteklasse, Gewicht oder Haltungsform beinhalten, aber die Herkunft des Erzeugers ist kein Pflichtbestandteil. So steht auf der Verpackung teilweise nur die Adresse des Betriebs, in dem die Eier verpackt – aber nicht hergestellt – wurden.

Mehr Aufschluss gibt die Zahlen-Buchstabenkombination, die auf jedes Ei gestempelt ist. Wenn Eier unverpackt verkauft werden, ist sie sogar die einzige Information für Verbraucher. Deshalb verraten wir dir, wie man diesen Code entschlüsselt.

Wie man den Code auf Eiern entschlüsselt

Der Erzeugercode eines Eis besteht aus 10 Zeichen. Sehen wir uns die Bedeutung der einzelnen Zeichen an einem Beispiel an: 0-DE-0518451

Der Code beginnt mit einer Zahl von „0“ bis „3“ und verrät die Haltungsform der Legehennen

0 = ökologische Haltung (wie in unserem Beispiel)

1 = Freilandhaltung

2 = Bodenhaltung

3 = Käfig- oder Kleingruppenhaltung

(Welche Bedingungen sich hinter diesen Bezeichnungen verbergen, erklären wir dir weiter unten im Artikel)

Es folgt der Ländercode, der aus zwei Buchstaben besteht

Zum Beispiel „DE“ für Deutschland wie in unserem Beispiel. Auch „NL“ für Niederlande sieht man häufig oder „AT“ für Österreich und „BE“ für Belgien.

Die letzte Zahlenkolonne aus 7 Ziffern lässt uns den Erzeugerbetrieb identifizieren

Die ersten beiden Zahlen stehen für das Bundesland, in dem er liegt.

01 = Schleswig-Holstein; 02 = Hamburg; 03 = Niedersachsen; 04 = Bremen; 05 = Nordrhein-Westfalen; 06 = Hessen; 07 = Rheinland-Pfalz; 08 = Baden-Württemberg; 09 = Bayern; 10 = Saarland; 11 = Berlin; 12 = Brandenburg; 13 = Mecklenburg-Vorpommern; 14 = Sachsen 15 = Sachsen-Anhalt; 16 = Thüringen.

Unser Beispiel-Ei stammt also aus Nordrhein-Westfalen (05).

Die dritte bis sechste Ziffer gibt Aufschluss über den Betrieb

Mit der letzten Ziffer lässt sich sogar der Stall bestimmen, in dem die Henne das Ei gelegt hat. In unserem Beispiel gibt „2345“ den Erzeugerbetrieb an und „6“ den Stall.

Die wichtigsten Informationen auf der Eier-Verpackung

Die Angaben auf Eier-Verpackungen sind für die ganze EU einheitlich. Sie müssen folgende Informationen enthalten:

Die Güteklasse

Im Verkauf für private Haushalte finden sich nur Eier mit der Güteklasse „A“. Eier der Klasse „B“ dürfen nur an die Industrie verkauft werden. Klasse A schreibt unter anderem vor, dass die Schale sauber und unbeschädigt sein muss und das Ei keinen Fremdgeruch haben darf. Hier gibt es für den Verbraucher aber ohnehin keine Auswahlmöglichkeiten.

Die Gewichtsklasse

Für Eier gibt es vier Gewichtsklassen. S (klein) = leichter als 53 Gramm; M (mittel) = 53 bis 63 Gramm; L (groß) = 63 bis 73 Gramm; XL (groß) = mindestens 73 Gramm.

Weiter Informationen sind das Mindesthaltbarkeitsdatum, die Haltungsform, die Anzahl der Eier, Name und Anschrift (nicht zwingend des Erzeugers; auch Verkäufer oder Packstelle sind möglich), Packstellennummer und der Verbraucherhinweis, dass Eier nach dem Kauf gekühlt werden müssen.

Es ist wichtig, sich klarzumachen, dass diese Kennzeichnungspflichten nur für „pure“ Eier im Verkauf gelten. Lebensmittel wie Nudeln, die Eier enthalten, müssen keine derartigen Angaben anführen. Zwar ist für sie eine Kennzeichnungspflicht in der Diskussion, aber bisher gibt es noch keine bindenden Beschlüsse.

Bio, Boden, Freiland – Was bedeuten die verschiedenen Haltungsformen für Hühner?

Wir wissen jetzt, welche Kennziffern auf der Eierschale die Haltungsform verraten, aber was bedeutet es eigentlich, wenn ein Huhn in Boden- oder Freilandhaltung lebt? Wie viel Platz hat es zur Verfügung und mit wie vielen Artgenossen teilt es sich seinen Stall? Wir erklären die verschiedenen Haltungsformen, damit du anschließend fundiertere Kaufentscheidungen treffen kannst.

In Deutschland wurden 2016 rund 12 Milliarden Eier von 40 Millionen Legehennen produziert – und etwa 6 Milliarden importiert, der Großteil aus den Niederlanden. Die meisten Legehennen leben in Deutschland in Bodenhaltung (25 Millionen). Auf Platz zwei liegt Freilandhaltung mit 7,5 Millionen, es folgen ökologische Erzeugung mit 4 Millionen und Kleingruppenhaltung mit 3 Millionen.

Kennziffer 3: Kleingruppen- und Käfighaltung

Die Käfighaltung ist in Deutschland seit 2010 verboten, seit 2012 in der gesamten EU. Auch ihr Nachfolger, die Kleingruppenhaltung, wird bis 2025 (in Ausnahmefällen bis 2028) abgeschafft. Dort leben in jeder Gruppe zwischen 20 und 60 Hennen in Käfigen zusammen. Jedem Huhn müssen mindestens 900 Quadratzentimeter Nutzfläche zur Verfügung stehen. Das entspricht eineinhalb DIN-A4-Seiten.

Weitere Vorgaben sind je 900 Quadratzentimeter Einstreufläche und Gruppennester für 10 Hühner sowie zwei Sitzstangen in unterschiedlicher Höhe. Über den Futtertrog muss mindestens 60 Zentimeter Platz sein, die Decke darf frühestens 50 Zentimeter über diesem Freiraum anfangen.

Tierschützer kritisieren an dieser Haltungsform, dass die Hühner ihren Trieb zum Sandbaden in den kleinen Einstreuflächen nicht ausleben können. Auch sei der Nestanteil von etwa 90 Quadratzentimetern (etwa die Größe eines Bierdeckels) pro Huhn zu wenig, so dass beim Legen ein großes Gedränge entstehe, weil Hühner oft gleichzeitig legen. Außerdem sei der Abstand der Sitzstangen so gering, dass sich die Hühner gegenseitig an empfindlichen Stellen picken. Um das zu vermeiden wird bereits vielen Küken die Schnabelspitze abgetrennt.

Kennziffer 2: Bodenhaltung__

Fast zwei Drittel aller deutschen Legehennen leben in Bodenhaltung. Bis zu 6.000 Hennen dürfen dabei gemeinsam in einem Stall gehalten werden, ohne räumliche Trennung. Maximal neun Hühner dürfen sich einen Quadratmeter Fläche teilen. Das sind weniger als zwei DIN-A4-Seiten Fläche pro Huhn.

Ein Drittel der Gesamtfläche muss mit Stroh, Sand oder ähnlichen Materialien eingestreut sein, in dem die Hühner scharren oder staubbaden können. Der restliche Stallboden besteht aus Gittern, damit Ausscheidungen automatisch abtransportiert und nicht in den Nestbereich verschleppt werden.

Die Volierenhaltung ist eine Sonderform der Bodenhaltung. Sie beinhaltet mehrere Ebenen als Lauf- und Ruheflächen, wodurch sich die maximale Anzahl der Hühner auf 18 pro Quadratmeter Grundfläche erhöht.

Tierschützer kritisieren den hohen sozialen Stress, dem die Tiere aufgrund der Gruppengröße ausgesetzt sind. In der Regel können Hühner nicht mehr als 60 Artgenossen unterscheiden. In derart großen Gruppen komme es häufig zu Rangordnungskämpfen bis hin zu Kannibalismus. Zudem erkranken Tiere in Bodenhaltung häufiger, wodurch sich auch der Arzneimittelgebrauch erhöhe.

Kennziffer 1: Freilandhaltung__

Mehr als jede siebte Legehenne lebt in Freilandhaltung. Die Anforderungen an den Stall sind dabei dieselben wie in der Bodenhaltung, auch die maximale Gruppengröße beträgt 6.000 Hühner. Hinzu kommt eine großteils begrünte Auslauffläche von mindestens vier Quadratmetern pro Huhn, welche die Tiere tagsüber uneingeschränkt nutzen können. Zum Schutz vor Feinden sollen sich dort mit Sträuchern, Bäumen oder Unterstände befinden. Aufgrund der ähnlichen Gruppengröße und Stallanlagen entsprechen die Nachteile denen der Bodenhaltung. Manche Forscher vertreten außerdem die These, dass Hühner im Freiland größerem Stress ausgesetzt sind, weil sie dort mit Feinden rechnen müssen.

Kennziffer 0: Ökologische Haltung__

Wie in der Freilandhaltung sollen Hühnern in ökologischer Haltung vier Quadratmeter Auslauffläche zur Verfügung stehen. Der Stallplatz ist etwas größer: Statt neun Hühnern sind hier nur sechs pro Quadratmeter erlaubt. Maximal 3.000 Hennen dürfen in einem Stall zusammenleben. Außerdem muss das Futter ökologischen Standards genügen und überwiegend im eigenen Betrieb hergestellt werden. Alle zugekauften Junghennen müssen aus ökologisch wirtschaftenden Betrieben stammen. Unter anderem ist es verboten, den Hühnern die Schnäbel zu kürzen. Auch eine vorbeugende Behandlung mit Medikamenten ist bis auf wenige Ausnahmen, wie vorgeschriebene Impfungen, verboten. Die Stressfaktoren und Nachteile gleichen der Freilandhaltung.

Entwicklung: Starker Zuwachs bei ökologischer Haltung

Die Hühnerhaltung hat sich in Deutschland in den letzten Jahren stark verändert. 2007 dominierte die Käfighaltung mit über 60 Prozent-Anteil schrumpfte auf 10 Prozent. Mittlerweile verzeichnet die ökologische Haltung das größte Wachstum mit 12 % Zuwachs von 2015 auf 2016. Ob und wo er seine Eier kauft, muss letztlich jeder selbst entscheiden. Wir hoffen, wir haben dir eine gute Grundlage für diese Wahl geliefert. Das Bundeslandwirtschaftsministerium arbeitet übrigens gerade an einem neuen Label für Tierprodukte: Wir haben für dich zusammengefasst, was bisher über das Tierwohlsiegel bekannt ist.

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